*Die Bibel: Matthäus-Evangelium Kapitel 11, Vers 28  /  Matthäus-Evangelium Kapitel 28, Verse 18 und 20     

Also, so etwas Altmodisches, ja, fast Depressives. Wie kann man nur!

Mühselig! Nein, das bin ich nicht, das will ich nicht sein. So ging es mir lange mit diesem Bibelvers. Er nervte mich. „Beladen“, also wirklich! – Ich behaupte ja nicht, dass ich mich immer super fühlte, aufgestellt, optimistisch, voller Energie. Aber in die Schublade von „mühselig und beladen“ gehörte ich definitiv nicht. Gemeint sind die Anderen, die Alten, die Kranken, die Mühsamen, die Schwierigen.

Halt! Schwierig bin ich auch, manchmal mühsam, nicht nur für mich selber, sondern auch für meine Umgebung, Ja, alt bin ich unterdessen, und manchmal krank.

Aber dass alle kommen können, eben die, mit denen ich mich lieber nicht identifiziere? Kann Jesus mich nicht speziell einladen? – Was ich lieber hören (oder lesen) möchte: „Ich lade dich ein, an meinen Tisch. Lass uns zusammen eine schöne Zeit verbringen und über alles Tolle sprechen, das uns verbindet, dich und mich.“

Und Erquickung, will ich erquickt werden? Ich weiss ja nicht einmal, was das genau ist, scheinbar etwas Gutes. Aber so altmodisch, so Luther-Deutsch!

Nur: der Vers steht so da. Natürlich gibt es heute Übersetzungen, die eher unseren Sprachstil übernehmen: Zu Jesus können die kommen, die sich abmühen und unter ihrer Last leiden, die fast erdrückt werden, die sich plagen, d.h. die Gestressten und die Überforderten. Jesus verspricht ihnen Ruhe. Auf bärndütsch:  *Dihr alli, wo Müe heit und Burdine schleipfet, chömet zu mir! Bi mir chöit dr löie.“

Jetzt, in der Vorweihnachtszeit, tönt uns das „Kommet“ vertraut in den Ohren. Die Hirten, die Kinderlein usw., sie sollen nach Bethlehem kommen. – Vor zweitausend Jahren gab es dort eine Krippe (was immer das war) und eine Geburt. Anspruchsvoll, so in einer Zeitreise dorthin gebeamt zu werden. Doch geht es in unserem Vers darum, zu diesem Neugeborenen zu gehen und „Es Schöfli tuen em bringe“? **

Nein, uns fordert im eingangs zitierten Satz der erwachsene Christus Jesus auf, zu ihm zu kommen. Er hatte damals den Menschen noch viel  zu sagen, aber am Schluss des gleichen Buches (Matthäus-Evangelium) heisst es: „Ich bin bei euch an jedem Tag.“ Und: „Mir ist alle Macht gegeben worden, im Himmel und auf der Erde.“ Wenn ich diesen Worten glaube, sagt mir das Zweierlei: 1. Er ist immer da, hat keine Schalterstunden, die Linie ist nicht besetzt, wie in der Arztpraxis! Ich kann anrufen, wann ich will, er nimmt ab. 2. heisst es für mich: Er ist kompetent und hat die Mittel (Ressourcen) zu helfen.

Nur: Wie geht „Anrufen“? Und ist Anrufen und Zu-ihm-Kommen das Gleiche? –  Ja, anrufen ist ein guter Anfang. Es spielt keine Rolle, ob das Smartphone aufgeladen ist oder welches Abonnement du gewählt hast, und auch die Nummer ist eingängig. Sprachmeldungen sind super. Sag, was du denkst, wie es dir geht, was du von ihm möchtest. Er hört, und er reagiert. Vielleicht sagst du: „Ich brauche dich.“ – O, das fällt uns schwer, auch bei den Allernächsten. Ich erwarte, dass mein Mann merkt, wenn es mir nicht so gut geht, ohne dass ich es sage. Vielleicht erwarten wir auch von unseren Kindern, dass sie uns spontan ihre Hilfe anbieten. Oder die Nachbarn: Fragt jemand nach, wie es mir geht? Um etwas bitten: kann ich das überhaupt? Ich habe Angst, dass meine Bitte den Anderen stören, überfordern könnte, dass ich im falschen Moment komme, und überhaupt: Vielleicht wollen sie mir gar nicht helfen?

Was Jesus verspricht, ist, dass wir kommen können, anrufen dürfen, wann wir wollen. Er hat die Initiative ergriffen und uns eingeladen, lädt uns immer noch ein. Nehme ich die Einladung an? Sage ich: „Ja gern. Ich komme. Wann passt es dir?“ Und er antwortet: „Jederzeit. Ich bin immer zu Hause. Lieber Tee oder Kaffee? Du musst nichts mitbringen, ich habe von allem mehr als genug.“ Wie es dann weitergehen kann, erzähle ich dir gerne persönlich.

*Die Bibel: Matthäus-Evangelium Kapitel 11, Vers 28 / Matthäus-Evangelium Kapitel 28, Verse 18 und 20     ** «D Zäller Wiehnacht» von Paul Burkhard    

Anna Elisabeth Baldinger aebaldinger@bluewin.ch

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