Jesus kennenlernen

Bild eines Mosaics von Jesus Christus auf dem er sagt, dass er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.

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 *Die Bibel: Matthäus-Evangelium Kapitel 11, Vers 28  /  Matthäus-Evangelium Kapitel 28, Verse 18 und 20     

Also, so etwas Altmodisches, ja, fast Depressives. Wie kann man nur!

Mühselig! Nein, das bin ich nicht, das will ich nicht sein. So ging es mir lange mit diesem Bibelvers. Er nervte mich. „Beladen“, also wirklich! – Ich behaupte ja nicht, dass ich mich immer super fühlte, aufgestellt, optimistisch, voller Energie. Aber in die Schublade von „mühselig und beladen“ gehörte ich definitiv nicht. Gemeint sind die Anderen, die Alten, die Kranken, die Mühsamen, die Schwierigen.

Halt! Schwierig bin ich auch, manchmal mühsam, nicht nur für mich selber, sondern auch für meine Umgebung, Ja, alt bin ich unterdessen, und manchmal krank.

Aber dass alle kommen können, eben die, mit denen ich mich lieber nicht identifiziere? Kann Jesus mich nicht speziell einladen? – Was ich lieber hören (oder lesen) möchte: „Ich lade dich ein, an meinen Tisch. Lass uns zusammen eine schöne Zeit verbringen und über alles Tolle sprechen, das uns verbindet, dich und mich.“

Und Erquickung, will ich erquickt werden? Ich weiss ja nicht einmal, was das genau ist, scheinbar etwas Gutes. Aber so altmodisch, so Luther-Deutsch!

Nur: der Vers steht so da. Natürlich gibt es heute Übersetzungen, die eher unseren Sprachstil übernehmen: Zu Jesus können die kommen, die sich abmühen und unter ihrer Last leiden, die fast erdrückt werden, die sich plagen, d.h. die Gestressten und die Überforderten. Jesus verspricht ihnen Ruhe. Auf bärndütsch:  *Dihr alli, wo Müe heit und Burdine schleipfet, chömet zu mir! Bi mir chöit dr löie.“

Jetzt, in der Vorweihnachtszeit, tönt uns das „Kommet“ vertraut in den Ohren. Die Hirten, die Kinderlein usw., sie sollen nach Bethlehem kommen. – Vor zweitausend Jahren gab es dort eine Krippe (was immer das war) und eine Geburt. Anspruchsvoll, so in einer Zeitreise dorthin gebeamt zu werden. Doch geht es in unserem Vers darum, zu diesem Neugeborenen zu gehen und „Es Schöfli tuen em bringe“? **

Nein, uns fordert im eingangs zitierten Satz der erwachsene Christus Jesus auf, zu ihm zu kommen. Er hatte damals den Menschen noch viel  zu sagen, aber am Schluss des gleichen Buches (Matthäus-Evangelium) heisst es: „Ich bin bei euch an jedem Tag.“ Und: „Mir ist alle Macht gegeben worden, im Himmel und auf der Erde.“ Wenn ich diesen Worten glaube, sagt mir das Zweierlei: 1. Er ist immer da, hat keine Schalterstunden, die Linie ist nicht besetzt, wie in der Arztpraxis! Ich kann anrufen, wann ich will, er nimmt ab. 2. heisst es für mich: Er ist kompetent und hat die Mittel (Ressourcen) zu helfen.

Nur: Wie geht „Anrufen“? Und ist Anrufen und Zu-ihm-Kommen das Gleiche? –  Ja, anrufen ist ein guter Anfang. Es spielt keine Rolle, ob das Smartphone aufgeladen ist oder welches Abonnement du gewählt hast, und auch die Nummer ist eingängig. Sprachmeldungen sind super. Sag, was du denkst, wie es dir geht, was du von ihm möchtest. Er hört, und er reagiert. Vielleicht sagst du: „Ich brauche dich.“ – O, das fällt uns schwer, auch bei den Allernächsten. Ich erwarte, dass mein Mann merkt, wenn es mir nicht so gut geht, ohne dass ich es sage. Vielleicht erwarten wir auch von unseren Kindern, dass sie uns spontan ihre Hilfe anbieten. Oder die Nachbarn: Fragt jemand nach, wie es mir geht? Um etwas bitten: kann ich das überhaupt? Ich habe Angst, dass meine Bitte den Anderen stören, überfordern könnte, dass ich im falschen Moment komme, und überhaupt: Vielleicht wollen sie mir gar nicht helfen?

Was Jesus verspricht, ist, dass wir kommen können, anrufen dürfen, wann wir wollen. Er hat die Initiative ergriffen und uns eingeladen, lädt uns immer noch ein. Nehme ich die Einladung an? Sage ich: „Ja gern. Ich komme. Wann passt es dir?“ Und er antwortet: „Jederzeit. Ich bin immer zu Hause. Lieber Tee oder Kaffee? Du musst nichts mitbringen, ich habe von allem mehr als genug.“ Wie es dann weitergehen kann, erzähle ich dir gerne persönlich.

*Die Bibel: Matthäus-Evangelium Kapitel 11, Vers 28 / Matthäus-Evangelium Kapitel 28, Verse 18 und 20     ** «D Zäller Wiehnacht» von Paul Burkhard    

Anna Elisabeth Baldinger aebaldinger@bluewin.ch

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St. Petersburg. September, in den frühen 2000er Jahren. Ich sitze bei offenem Fenster in meinem Zimmer im 13. Stock eines Hochhauses, ganz vorne an der Ostsee. Ein Kind irrt zwischen den Wohntürmen umher und ruft nach seinem Vater: «Paapa!», «Paapa!». Immer wieder hallt sein verzweifelter Ruf zwischen den Hochhäusern hin und her. Ich gehe zum Fenster und schaue in die Tiefe, aber die Nacht ist schon fast ganz hereingebrochen. «Paapa!», – «Paapa!» – «Paapa!». Irgendeinmal verstummt das Rufen…

Im Zug von Bern nach Laupen, ca. 2015. Zwei junge Frauen sitzen neben mir im Abteil und reden angeregt miteinander. Auf einmal sagt die Eine: «Kürzlich hat mein Vater mir gesagt, es wäre besser, ich wäre nie geboren.» – «Das hat mein Vater mir vor einiger Zeit auch gesagt», erwidert die Andere reflexartig.

Unterwegs in der Matterhorn-Gotthardbahn im Goms, strahlender Samstagmorgen, Mitte Januar 2024. Zwei junge Erwachsene, ein Mann und eine Frau, beide mit Zahnspangen, reden über dies und das. Berner Dialekt. Unfreiwillig bin ich im Gedränge des Zuges Mithörer ihres Gesprächs. Die junge Frau berichtet ihrem Begleiter, dass sich ihr Vater am Morgen vor der Abreise sehr über sie genervt habe, weil sie zu laut gewesen sei. Ihre Beziehung zum Vater scheint auch sonst nicht einfach zu sein.

«Paapa», «Paapa», – wo bist du?

Der suchende Ruf des Petersburger Kindes hallt bis heute in mir nach. Unzählige persönliche Gespräche mit jungen Erwachsenen in der Schweiz, in Europa und Russland, hatten diesen Vater zum Thema. Immer wieder dasselbe: Gerade junge Menschen tragen die Sehnsucht nach dem Vater auch als längst Erwachsene in sich herum. Die Sehnsucht, beim Vater angenommen und von ihm geliebt zu sein.

Väter sind entscheidend wichtig für das Rückgrat der Söhne und Töchter! Sie sind unersetzlich. Das war schon immer so und wird immer so bleiben. Fremd-Samenspende wird das nur noch deutlicher machen.

Wir Väter sind aber nicht perfekt. Wir haben unseren eigenen Vatermangel, haben unsere Sorgen, Ängste, erfahren unsere Unvollkommenheit, kennen die Scham über unser Ungenügen in uns. 

Und dennoch: Väter sind wichtig für das Rückgrat der Söhne und Töchter, für die Stärkung ihrer Persönlichkeiten.
Wie können verletzte Väter ihre Rolle trotz ihrer Unvollkommenheit wahrnehmen?

«Unser Vater / Vater unser im Himmel»
Der berühmte Prediger des Evangeliums von Jesus Christus, Paulus, zeigt uns in seinem Brief an die Christen in Ephesus (Epheser 3,14ff) die Grundlage aller Vaterschaft auf:

14 «Deshalb knie ich vor Gott, dem Vater, und bete ihn an, ihn, dem alle Geschöpfe im Himmel und auf der Erde ihr Leben verdanken und den sie als Vater zum Vorbild haben.»

Die persönliche Beziehung zu diesem himmlischen Vater hilft uns unvollkommenen, irdischen Vätern, in unsere Stärke und Autorität und Demut zu kommen, die wir benötigen, um als Väter unseren Kindern Leitbild und Schutz sein zu können. Wir selber brauchen ein Leitbild, nach dem wir uns ausrichten, bei dem wir Schutz und Geborgenheit erfahren trotz all unserer Unvollkommenheit («Sünden»). Wir brauchen Heilung der inneren Verletzungen, die uns Andere zugefügt haben, indem sie uns klein gemacht haben. Wir brauchen einen echten, starken Vater. Wenn wir in unseren Gedanken und vielleicht von Zeit zu Zeit physisch vor diesem Vater im Himmel auf die Knie gehen und IHN anbeten, werden wir als Väter ermutigt. Denn Entmutigung, Resignation, Scham, Rückzug oder Wut aus Verzweiflung sind unsere grossen Gefährdungen.

Gott wird in der Bibel (und nur dort) immer und immer wieder als Vater beschrieben. Als Vater voller Stärke und Autorität und doch voller Liebe. Wieder Paulus, im Brief, diesmal an die Christen in Rom (8,15):

«Denn der Geist Gottes, den ihr empfangen habt [könnt], führt euch nicht in eine neue Sklaverei, in der ihr wieder Angst haben müsstet. ER HAT EUCH VIELMEHR ZU SÖHNEN UND TÖCHTERN GEMACHT. Jetzt können wir zu Gott kommen und zu ihm sagen: «Abba, lieber Vater.»

Vor diesem Vater im Himmel darf ich auch als Erwachsener Kind sein und «Paapa», «Paapa» rufen. Als SEIN Kind darf ich schwach, hilfsbedürftig, aber auch stark und ausdauernd sein, weil ich mit IHM verbunden bin und ER mit mir. Das gibt authentische Stärke (ohne Machogehabe), die auch bei Gegenwind und Sturm hält. Wer vor diesem Vater im Himmel niederkniet -, darf nachher wieder aufstehen in der Autorität und Würde dieses Vaters aller Väter – und v.a. in den wechselnden Stürmen der Zeit stehen bleiben. Standhaftigkeit, Verlässlichkeit ist ein entscheidender Aspekt von Männlichkeit. Wir gewinnen sie aus der persönlichen Abhängigkeit von diesem einen, einzigen Vater. Dann werden wir in ganz neuem Bewusstsein beten: «Vater unser/unser Vater im Himmel».

Wie kann ich niederknien vor diesem Vater im Himmel? Vielleicht ein erstes Mal äusserlich und innerlich zugleich, indem ich IHN einfach in meinem Zimmer leise oder laut als meinen Vater anspreche, anrufe, mich IHM anvertraue und seiner Führung unterstelle. Dazu gehört auch, dass ich sein Wort kennen lernen und mein Leben verbindlich danach ausrichten will. Ich kann zunächst ganz allein einfach einmal lesen, was in diesem Wort Gottes (Bibel, z.B. das Evangelium von Johannes) steht und es ernst nehmen. Das ist eine Willensentscheidung, eine Absichtserklärung, ein erster Schritt aus Glauben in die Arme dieses liebenden Gottes, der sich nach nichts mehr sehnt als nach persönlicher Gemeinschaft mit Ihnen, lieber Leser, liebe Leserin, und mit mir. So kann dann der Geist Gottes, der uns die Gewissheit gibt, dass wir Söhne und Töchter dieses Vaters sein dürfen, Raum gewinnen in unserem Bewusstsein und unserem Herz. In unserem ganzen Leben.

«Paapa», «Paapa»! –  «Abba, lieber Vater!» – Rufen Sie ernsthaft wie das St. Petersburger Kind! Der lebendige Gott wartet nur darauf.

«Permanentes P.S.»:

Natürlich würde es mich freuen, wenn Sie einen Gottesdienst der FeG Laupen/Bösingen oder der Landeskirche oder eine katholische Messe besuchen würden, aber darum geht es nicht primär, sondern darum, dass Sie Jesus begegnen und ER Ihnen.

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Life on Stage? Leben auf der Bühne? Gibt es das echt? Auf der Bühne wird Theater gespielt oder gesungen. Auf der Bühne, wie immer auch geartet, wird letztlich Leben inszeniert. Leben, wie es sein könnte, wie es sein sollte oder eben nicht sein sollte. Auf der Bühne wird Leben abgebildet.

«Life on Stage» ist zunächst das Label eines christlichen Events, bei dem versucht wird, reales Leben darzustellen. Leben, wie konkrete Menschen es erfahren haben. Individuelle Realität, nicht Fiktion.

«Life on Stage» geht vom
          29. Nov. – 2. Dez. 2023, 2000,
          in der BERNEXPO Halle 3.2, Mingerstrasse 6, 3014 Bern
          (www.lifeonstage.com/tour-bern)
buchstäblich über die Bühne.

Lokale Laienspieler werden reale Erfahrungen konkreter Menschen in Musicals darstellen:
Claudia – Suche nach Heilung
Melanie – bleib bei mir, Mamma!
Thomas – Leben auf die harte Tour.
Die Story-Trailer und viele andere Informationen finden Sie auf obiger Website.

Anschliessend an das jeweilige Musical wird Gabriel Häsler (Blogger, freier Theologe, Event-Redner und Musical-Produzent) in einer Botschaft im Zusammenhang mit dem Musical den Fragen nachgehen: Gibt es Gott? Und wenn ja, wie zeigt er sich und was hat das mit meinem Leben zu tun? Schon Häslers Biographie ist eine Reise nach Bern wert. Er weiss, wovon er spricht.

Der langen Rede kurzer Sinn: Dieser Blog ist eine Einladung an Sie persönlich. Die FeG Laupen/Bösingen beteiligt sich mit zwölf anderen christlichen Gemeinden an diesem Event. Kommen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, nach Bern, es lohnt sich. Es ist gut möglich, dass Sie Aspekte des christlichen Glaubens kennen lernen werden, die Ihnen bis jetzt so nicht bekannt waren. Aber Achtung: Sie riskieren, persönlich von einer dieser Life on Stage-Botschaften betroffen zu werden.

«Life on Stage» überzeugt mich sehr. Eine zeitgemässe Art, das «alte» Evangelium mit modernsten technischen Mitteln darzustellen. Und das, ohne die Message zu verändern. Viele meiner Freunde und Bekannten unterstützen diesen kommenden «Life on Stage»-Event in Bern mit Begeisterung. Warum? Weil es sich lohnt, persönlich mit Jesus unterwegs zu sein. Schon Jesaja, ein jüdischer Prophet, über 700 v.Chr., hätte zu diesem Life on Stage-Event einladen können:

«Auf, ihr Durstigen, alle, kommt zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt, kauft und esst! Ja, kommt, kauft ohne Geld und ohne zu zahlen Wein und Milch! Warum wiegt ihr Geld ab für das, was kein Brot ist, und euren Verdienst für das, was nicht sättigt? Hört doch auf mich, und esst das Gute, und eure Seele labe sich am Fetten! Neigt euer Ohr und kommt zu mir! Hört, und eure Seele wird leben!»

(Jesaja, 55, 1-3a, nach Elberfelder-Übersetzung)

Hansjörg Baldinger
hjbaldinger@bluewin.ch
079 486 41 02

P.S: Für weitere Fragen oder eine Mitfahrgelegenheit kontaktieren Sie mich,
oder kommen Sie am Loupe-Märit an den Stand der FEG-Laupen/Bösingen.

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Das war so eine der Bemerkungen meines Vaters, wenn er gesellschaftlich etwas kritisieren wollte.

Eine Redewendung, die heute in Vergessenheit geraten ist. Sehr zu Unrecht, denn sie hat nichts an Aktualität verloren. Die Parallelen zwischen den sozio-kulturellen Verhältnissen in der heutigen westlichen Welt und im damaligen degenerierenden römischen Reich sind auffällig. (Vgl. Anmerkungen am Schluss).

Nicht dass mir die Ideen für die nächsten Blogs ausgegangen wären. Ganz im Gegenteil. Aber beim Lesen in der Bibel bin ich im Brief, den Paulus vor rund 2000 Jahren an die Christen im damaligen multikulturellen Rom geschrieben hat, an einer Passage vorbeigekommen, die auch heute noch topaktuell ist. Da war mir sogleich klar: diese Passage wird mein nächster Blog sein. Dieser Text darf Menschen von heute nicht vorenthalten werden.

Wieder einmal scheint sich der etwas provokante Spruch zu bestätigen: «Die Bibel ist aktueller als die Gratismedien von morgen.»

Vergessen wir dabei nicht, dass Paulus ursprünglich einer der gelehrtesten Männer unter den jüdischen Theologen und vielleicht der glühendste Gegner der damals neuen christlichen Botschaft war, bis ihm Jesus unterwegs nach Damaskus, wo er die dort lebenden Jesus- Anhänger verfolgen wollte, in gleissendem Licht begegnete.

Und wie heisst es in der Kriegs- oder Kriminalberichterstattung manchmal: Dieser Text kann schockierende Inhalte aufweisen. Das gilt auch für diese Passage.

Also: (Römer 1,18-32). 18 Gott lässt aber auch seinen Zorn [seinen Unwillen, seine Enttäuschung] sichtbar werden. Vom Himmel herab trifft er alle Menschen, die sich gegen Gott und seinen Willen auflehnen. Sie tun, was Gott missfällt, und treten so die Wahrheit mit Füßen. 19 Dabei gibt es Vieles, was sie von Gott erkennen können, er selbst hat es ihnen ja vor Augen geführt. 20 Gott ist zwar unsichtbar, doch an seinen Werken, der Schöpfung, haben die Menschen seit jeher seine ewige Macht und göttliche Majestät sehen und erfahren können. Sie haben also keine Entschuldigung. 21 Denn obwohl sie schon immer von Gott wussten, verweigerten sie ihm die Ehre und den Dank, die ihm gebühren. Stattdessen kreisten ihre Gedanken um Belangloses, und da sie so unverständig blieben, wurde es schließlich in ihren Herzen finster. 22 Sie hielten sich für besonders klug und waren die größten Narren. 23 Statt den ewigen Gott in seiner Herrlichkeit anzubeten, verehrten sie Götzenstatuen von sterblichen Menschen, von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren. 24 Deshalb hat Gott sie all ihren Trieben und schmutzigen Leidenschaften überlassen, so dass sie sogar ihre eigenen Körper entwürdigten. 25 Sie haben die Wahrheit über Gott verdreht und ihrer eigenen Lüge geglaubt. Sie haben die Schöpfung angebetet und ihr gedient und nicht dem Schöpfer. Ihm allein aber gebühren Lob und Ehre bis in alle Ewigkeit. Amen.

26 Weil die Menschen Gottes Wahrheit mit Füßen traten, gab Gott sie ihren Leidenschaften preis, durch die sie sich selbst entehren: Die Frauen haben die natürliche Sexualität aufgegeben und gehen gleichgeschlechtliche Beziehungen ein. 27 Ebenso haben die Männer die natürliche Beziehung zur Frau mit einer unnatürlichen vertauscht: Männer treiben es mit Männern, ohne sich dafür zu schämen, und lassen ihrer Lust freien Lauf. So erfahren sie die gerechte Strafe für ihren Götzendienst am eigenen Leib. 28 Gott war ihnen gleichgültig; sie gaben sich keine Mühe, ihn zu erkennen. Deshalb überlässt Gott sie einer inneren Haltung, die ihr ganzes Leben verdirbt. Und folglich tun sie Dinge, mit denen sie nichts zu tun haben sollten: 29 Sie sind voller Unrecht und Gemeinheit, Habgier, Bosheit und Neid, ja sogar Mord; voller Streit, Hinterlist und Verlogenheit, Klatsch 30 und Verleumdung. Sie hassen Gott, sind gewalttätig, anmaßend und überheblich. Beim Bösen sind sie sehr erfinderisch. Sie weigern sich, auf ihre Eltern zu hören, 31 haben weder Herz noch Verstand, lassen Menschen im Stich und sind erbarmungslos. 32 Dabei wissen sie ganz genau, dass sie nach dem Urteil Gottes dafür den Tod verdient haben. Trotzdem machen sie so weiter wie bisher, ja, sie freuen sich sogar noch, wenn andere es genauso treiben.»

Haben Sie durchgehalten bis jetzt?

Beachten Sie bitte Ihre gedankliche oder emotionale Reaktion. Entrüstung, Wut, Entmutigung…?

Warum missfällt dieser Text sehr vielen Menschen? Das wäre vor 50 Jahren noch nicht in dem Masse der Fall gewesen. Heute löst dieser Text Entrüstung und Ablehnung aus, weil in der Zwischenzeit unser gesellschaftliches Denken von der Schuldorientierung zur Schamorientierung umgepolt worden ist. Schuld («Sünde») gibt es höchstens noch im Strassenverkehr, dem Klima oder dem Mainstream-Denken gegenüber, oder beim Übergewicht… So kann der soziologische, philosophische Grundlagenwechsel zusammengefasst werden. Dabei ist die Grundbedeutung von Sünde Zielverfehlung (und nicht primär moralische Verfehlung). Ein «Sünder», eine «Sünderin», sind also Menschen, die ihr Lebensziel verpassen, die letztlich Gott verpassen.

Natürlich ist der Briefauszug von Paulus summarisch, verallgemeinernd. Man könnte sagen, Paulus beschreibt hier das Mainstream-Denken und Handeln im «alten Rom». Von daher betrachtet ist die Verallgemeinerung angemessen.

Giuseppe Gracia, Schweizer Schriftsteller, Kolumnist und Kommunikationsberater, hat in seinem Essay «Die Abkühlung der Gesellschaft» (vgl. Anmerkungen) vieles von dem, was Paulus formuliert hatte, in unserer heutigen Gesellschaft wieder vorgefunden und beschrieben.

Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, den Briefauszug von Paulus als zu negativ, zu pessimistisch, ja diskriminierend empfinden, dann schauen Sie sich doch einfach bei den Gratismedien oder im Internet um.

Es wäre zwar lohnend, würde aber den Rahmen sprengen, auf die einzelnen Aspekte der Diagnose von Paulus einzugehen. Vielleicht lesen Sie den Text noch ein zweites oder ein drittes Mal langsam durch, ev. nach zwei, drei Tagen nochmals und lassen ihn einfach auf sich wirken. Ich wäre nicht erstaunt, wenn Ihnen der eine oder andere Aspekt auf einmal als sehr aktuell erscheinen würde.

Aber bleiben wir nicht beim Negativen stehen. Paulus schreibt ganz am Anfang in der zitierten Passage: «16 Ich schäme mich nicht für die rettende Botschaft [das Evangelium]. Denn sie ist eine Kraft Gottes, die alle befreit, die darauf vertrauen; zuerst die Juden, aber auch alle anderen Menschen. 17 Durch sie zeigt Gott, wie er ist: Er sorgt dafür, dass unsere Schuld gesühnt wird und wir mit ihm Gemeinschaft haben können. Dies geschieht, wenn wir uns allein auf das verlassen, was Gott für uns getan hat. So heißt es schon in der Heiligen Schrift: »Nur der wird Gottes Anerkennung finden und leben, der ihm vertraut.»

Diese Kraft und Befreiung durch Gottes Autorität brauchen wir jetzt schon und werden sie in naher Zukunft dringend brauchen. Alles deutet darauf hin, dass diese Zukunft herausfordernd sein wird.

Zur Vertiefung:

Francis Schaeffer, Wie können wir denn leben?
(Aufstieg und Niedergang der westlichen Kultur), Neuauflage Fontis-Shop. 

Um zu erkennen, wie wir heute leben können, müssen wir verstehen, welche kulturellen und intellektuellen Kräfte uns im Lauf der Geschichte dahin gebracht haben, wo wir heute sind. Schaeffers scharfsinnige Analyse spannt den Bogen vom antiken Rom bis zum 20. Jh. Die Auflösung aller absoluten Werte und Wahrheiten durch Kultur und Wissenschaften schlägt sich massiv in allen Lebensbereichen nieder und überlässt uns in einem Vakuum der Hoffnungslosigkeit. Wer nutzt diese Leere aus? 

Giuseppe Gracia, Von der Abkühlung der Gesellschaft
(Idea-Spektrum Nr. 44/2020, S. 24/25). Kann digital bei mir bezogen werden (leider mit Hervorhebungen).

«Permanentes P.S.»:

Natürlich würde es mich freuen, wenn Sie einen Gottesdienst der reformierten Landeskirche oder eine katholische Messe besuchen oder bei uns in der FEG hereinschauen würden. Aber darum geht es nicht primär, sondern darum, dass Sie Jesus begegnen und ER Ihnen.

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Sprechen zeichnet den Menschen aus, erhebt ihn über Tiere und Pflanzen. Wer spricht, «macht» Wörter. Sprache ist ein hoch differenziertes System von Zeichen und dazugehörigen Lauten, die durch den menschlichen Geist strukturiert und in wechselnden Kombinationen zu Bedeutungen verarbeitet werden. Mit Sprache kommunizieren wir, teilen wir einander Inhalte, Gedanken und Gefühle, ja uns selber mit. Sprache ist an ein allgemein akzeptiertes Wertesystem gebunden. Zerfällt dieser Wertekonsens – wie das heute bei uns zunehmend der Fall ist – so zerfällt auch die Sprache. Wir reden und schreiben zwar weiterhin Wörter, kreieren ständig neue dazu, aber ihre Bedeutung unterliegt nicht mehr allgemeiner Akzeptanz. «Liebe», bspw. kann eine lustvolle Emotion und eine von Verbindlichkeit geprägte Haltung beschreiben, oder eben einfach nur einen «one-night-stand» zweier Menschen, die sich vorher nicht begegnet waren und sich auch nachher vielleicht nie wieder begegnen werden. Sprache bildet das Denken von Menschen ab und lenkt es auch. Wir denken, so wie wir reden, wir reden aber auch, so wie wir denken. Sprache und Denken der Menschen wandeln sich «von selbst» entsprechend der technischen und kulturellen Entwicklung von Gesellschaften.  Das ist ein sehr komplexer Vorgang, der von vielen Faktoren mitbestimmt wird. Totalitäre Systeme haben von jeher versucht, auf diesen Vorgang Einfluss zu nehmen, um die ihnen unterworfenen Menschen auf die ideologische Linie zu bringen. Sprachmanipulation. Aktive Sprachlenkung hat immer einen totalitären Charakter, gerade auch heute in unserer sog. demokratischen Zivilgesellschaft. Das gilt allerdings nicht nur für säkulare totalitäre Systeme, sondern spielt auch dort in erschütterndem Mass mit, wo das Evangelium, die «Gute Nachricht» von Jesus Christus ideologisiert wird. Das geschieht immer dann, wenn die persönliche lebendige Beziehung zu Jesus durch menschliches Regelwerk, durch Kontrolle ersetzt wird. Jesus hat die Menschen nie kontrolliert, auch nie manipuliert. Als sich viele seiner Mitläufer wegen seiner unbestechlichen Lehre von ihm abwandten, fragte er seine engsten 12 Jünger: «Wollt ihr auch weggehen?» (Johannes-Evangelium 6,67). Jesus stellt es ihnen frei, ihm weiterhin zu vertrauen oder eben sich von ihm zu distanzieren und wegzugehen. Und was antwortet Simon Petrus, der vorlauteste unter ihnen: «Herr, wohin sollten wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben dir geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist!»

«Worte ewigen Lebens»? Das kann Zweierlei bedeuten: Deine Worte führen über den Tod hinaus ins ewige Leben. Es bedeutet aber auch: Deine Worte haben ewig unveränderte Gültigkeit in dieser Welt hier und jetzt und in der Welt nach dem Tod. Deine Worte sind immer wahr. Ihre Bedeutung ändert niemals. Sie können zwar ignoriert, umgedeutet (manipuliert) oder bekämpft werden, aber ihre Wahrheit und Wirkung kann niemals aufgehoben werden.

Was Jesus gesagt hat ist in seiner Gesamtheit «das Wort», das zuverlässig, wirkungsvoll und in seiner Wirkung nicht aufzuhalten ist. Es steht auch heute wie ein Leuchtturm fest und unerschütterlich in der Brandung der leeren, unverbindlichen Wörter. Dieses «das Wort» hat seine Golddeckung durch Tod und Auferstehung von Jesus. Es steht so ganz im Gegensatz zu den vielen leeren Worthülsen der täglichen Hypes und Streitereien, der so manchen leeren Versprechen oder sogar Lügen, die täglich unsere Kommunikationskanäle überfluten. Dieses «das Wort» erweist seine Kraft, indem es sich dem als wahr bestätigt, der sich im vertrauensvoll nähert. Es nährt und sättigt definitiv:

«DER MENSCH LEBT NICHT VOM BROT ALLEIN, SONDERN VON JEDEM WORT, DAS AUS DEM MUNDE GOTTES KOMMT.» (5.Mose 8,3 nachzitiert von Jesus in Matthäus 4,4).

Vergessen wir dabei nicht, was Johannes, der Augenzeuge von Jesus am Anfang seines Evangeliums schreibt:

«Im Anfang war das Wort; das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Der, der das Wort ist, war am Anfang bei Gott. Durch ihn ist alles entstanden; es gibt nichts, was ohne ihn entstanden ist.» (Johannes-Evangelium 1, 1-3).

Mit diesen etwas ungewohnten Sätzen macht Johannes klar, dass «das Wort» eine ganz andere Qualität und Autorität hat als alle unsere Wörter. «Das Wort» schafft materielle Realität aus dem Nichts. Die «Worte ewigen Lebens» von Jesus schaffen Realität über unsere räumliche und zeitliche Begrenzung, über unser tägliches Brot hinaus. Sie sind die Worte, die uns durch diese Welt hindurch in die Ewigkeit leiten, stärken und erfreuen.

Wie dankbar können wir sein für das tägliche, noch ofenwarme Brot, das unsere Bäcker lange bevor wir aufwachen, am Morgen schon für uns gebacken haben. Aber jedes Mal, wenn wir so ein frisches Brot kaufen oder essen, sollten wir uns daran erinnern, dass wir nicht allein von diesem Brot leben können. Wir brauchen das Wort, das aus dem Munde Gottes kommt. «Das Wort» heilt, korrigiert, ermutigt, beschützt und erfüllt mit Frieden. Darum nochmals:

«DER MENSCH LEBT NICHT VOM BROT ALLEIN, SONDERN VON JEDEM WORT, DAS AUS DEM MUNDE GOTTES KOMMT!»

«Permanentes P.S.»:

Natürlich würde es mich freuen, wenn Sie einen Gottesdienst der FeG Laupen/Bösingen oder der Landeskirche oder eine katholische Messe besuchen würden, aber darum geht es nicht primär, sondern darum, dass Sie Jesus begegnen und ER Ihnen.

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Oh, verzeihen Sie, das ist nun wirklich eine unverschämte Frage. Aber ich meine sie nicht böse, nicht von oben herab im Sinne von: «Begreifen Sie denn gar nicht, das versteht doch jedes Kind!» Nein, ich meine die Frage nicht so. Ich stelle nur eine provokative Frage, um Ihre Aufmerksamkeit in all den Hypes und Meldungen zu gewinnen, um Sie zu locken, einzuladen, zu bitten, mit mir einige Überlegungen anzustellen.

Meine eigentliche Frage ist viel wohlwollender gemeint: Haben Sie, habe ich im Vielen, das täglich, ja stündlich uns buchstäblich «in die Augen stechen», unsere Aufmerksamkeit erzwingen will, das Wichtigste und Kostbarste übersehen?

Die Frage zielt auf unser «Sehen» ab. Entspricht das, was wir «sehen» (denken, uns vorstellen, wahrzunehmen oder zu wissen glauben) der ganzen Wirklichkeit? Oder könnte unsere Perspektive (Seh-Weise) beschränkt sein? Denken, reden und handeln wir – gerade im 21. Jh. – nicht immer wieder so, als sei unser Wissen das umfassende und darum auch absolut richtige?

Es könnte sein, dass das, was wir nicht «sehen», mindestens so interessant ist wie das, was wir sehen. Das, was wir tatsächlich sehen, ist mindestens im naturwissenschaftlichen Bereich faszinierend, Atem beraubend, denken wir nur an die Bilder und Informationen, die uns das James-Webb-Teleskop oder der Mars-Roboter vermitteln. Astrophysik ist nur ein Bereich unseres naturwissenschaftlichen «Sehens» (Erkennens). Es führt uns unweigerlich in ehrfürchtiges Staunen und lässt uns verstummen angesichts des schweigenden Universums.

Und doch: Könnte das, was wir nicht sehen, nicht noch eindrücklicher und umwerfender sein und uns klein und auch sprachlos werden lassen? Könnte das, was wir übersehen, nicht gerade der Schlüssel sein zum besseren Verständnis des Universums und von uns selber darin? Wenn ja: Wie können wir unsere blinden Flecken erkennen und unsere Blindheit überwinden? Wir brauchen Hilfe von aussen, denn es gehört zum Wesen der Blindheit, dass man sie nicht erkennt, weil man nicht sieht, was man nicht sieht. Blinde Menschen erkennen ihre Blindheit nur im Vergleich mit uns Sehenden. Ohne diesen Vergleich wäre Blindheit für blinde Menschen das Normale. Sie würden nichts sehen von der blendenden Schönheit einer unberührten Schneelandschaft oder  dem ergreifenden Farbenspiel  einer hinter dem Horizont versinkenden Abendsonne. Sie würden die sich ausbreitende Abendkühle spüren, aber die Farben würden sie nur als Übergang von hell zu dunkel wahrnehmen.

Nochmals: Wie können wir das sehen lernen, was wir nicht sehen? – Das muss uns von aussen gezeigt, beschrieben werden. Wir brauchen Offenbarung. Wer aber offenbart uns, was wir übersehen? Der, der ausserhalb unserer (materiellen) Wirklichkeit existiert: Gott. ER ist Anfang und Ende aller Wirklichkeit. Er durchdringt unsere Wirklichkeit, aber er ist nicht Teil von ihr.

Deshalb können wir Gott auch nicht sehen, weil wir in unserer materiellen Wirklichkeit (und Zeitlichkeit) gefangen sind. Wenn wir Gott erkennen wollen, muss er sich uns zeigen, sich uns zu erkennen geben, uns begegnen. Das geschieht einerseits durch die grundlegenden Texte der Bibel, die uns zeigen, wer Gott ist, was ER gesprochen und getan hat, tut und tun wird, und andererseits durch den Heiligen Geist, der unsere «Blindheit» heilen will, indem er uns die inneren Augen dafür öffnet, dass die Bibel die Wahrheit sagt, wenn sie uns Gott als einen liebenden Vater vor Augen malt.

Und wir? Können wir etwas beitragen zur Heilung von dieser Gottes-Blindheit? Ja, etwas ganz Bescheidenes, aber höchst Entscheidendes: Jesus lehrt schon am Anfang seines Wirkens vor 2000 Jahren, dass wir Busse tun, umkehren und an das Evangelium glauben sollen. Busse tun heisst, dass wir Gott als Schöpfer und «Besitzer» unserer Erde und von uns selbst nicht länger ignorieren und unsere Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung nicht länger leben sollen. Umkehren bedeutet, uns abzuwenden von all den Fake-News über Gott und Bibel, die weitherum verbreitet werden, und uns vertrauensvoll IHM und Berichten seiner Zeugen zuwenden sollen. An das Evangelium glauben beinhaltet, die grundlegenden Texte der Bibel (besonders die Augenzeugenberichte, z.B. das Johannes-Evangelium) vertrauensvoll zu lesen und zu befolgen. Darauf stehen unzählige Segensverheissungen und die Zusage des Ewigen Lebens in Gottes Gegenwart.

Erlauben Sie mir, hier noch ein ungeschminktes Wort aus der Offenbarung von Johannes anzufügen, das die Dringlichkeit dieser Umkehr aufzeigt:

«Du sagst: ‘Ich bin reich und habe alles im Überfluss, es fehlt mir an nichts’, und dabei merkst du nicht, in was für einem jämmerlichen und erbärmlichen Zustand du bist – arm, blind, und nackt. Ich rate dir: Kaufe bei mir Gold, das im Feuer geläutert wurde, damit du reich wirst, und weisse Kleider, damit du etwas anzuziehen hast und nicht nackt dastehen und dich schämen musst. Kaufe auch Salbe und streiche sie dir auf die Augen, damit du wieder sehen kannst. So mache ich es mit allen, die ich liebe: Ich decke auf, was bei ihnen verkehrt ist, und weise sie zurecht. Darum mach Schluss mit deiner Gleichgültigkeit und kehre um! Merkst du nicht, dass ich vor der Tür stehe und anklopfe? Wer meine Stimme hört und mir öffnet, zu dem werde ich hineingehen, und wir werden miteinander essen – ich mit ihm und er mit mir.»

                                                            (Offenbarung 3,17 – 20, Neue Genfer Übersetzung)

Bitte beachten Sie, dass dieser Text sich an die christliche Gemeinde in Sardes, einer damals blühenden, reichen Stadt in Kleinasien (heutige Türkei), richtet. Aber der Text gilt nicht nur für Christen, sondern mindestens so für Nichtchristen: Jesus – der Weltenherrscher und Weltenrichter steht an der Tür Ihres Lebens und bittet um Einlass. Wenn wir IHM öffnen, wird ER eintreten und mit uns enge Gemeinschaft («essen») haben. In der persönlichen Gemeinschaft mit IHM werden wir IHN erkennen («sehen») und lieben lernen. ER wird unsere Herzenstüre nicht einrennen. Die Tür öffnen wir, indem wir bspw. beten: «Ja, Jesus, tritt bei mir ein. Ich will dich kennen und unter deiner Führung leben lernen. Danke, dass du mir meine Sünde der Undankbarkeit und der Unachtsamkeit dir gegenüber vergibst. Ich will Gemeinschaft haben mit dir. Leite und verändere du mich. Sei du mein Herr!»

Ich habe mich entschieden, die Türe für Jesus weit zu öffnen.  Und Sie?

Hansjörg Baldinger

 

«Permanentes P.S.»:

Natürlich würde es mich freuen, wenn Sie einen Gottesdienst der FeG, der Landeskirche oder eine Messe besuchen würden, aber darum geht es nicht primär, sondern darum, dass Sie Jesus begegnen und ER Ihnen.

 

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Oder: DIE UNERWARTETE AKTUALITÄT VON GOTTES ORDNUNGEN

Da haben Sie völlig Recht, das ist nun tatsächlich kein weihnächtliches Thema. Aber seien wir ehrlich: Schoggiberge, Weihnachtsbier, Früchtekörbe oder Sextoys haben ebenso wenig mit Weihnachten zu tun wie männliches Sperma.

Also: «Dein Sperma gehört mir!» Haben Sie das mitbekommen? Da diskutiert eine ziemlich bekannte Schweizer Comédienne mit ihrem Ehemann in aller «Web-Öffentlichkeit» darüber, ob er einem mit ihnen befreundeten lesbischen Paar sein Sperma geben darf, um diesen beiden Frauen zu ermöglichen, ein Kind zu bekommen. Nach Auffassung des Ehemannes würde dem «wissenschaftlich gesehen» nichts im Wege stehen.

Überraschend wehrt sich nun aber die Ehefrau vehement gegen diese Absicht und liefert auch gleich eine leidenschaftliche Begründung: «Dein Sperma gehört mir!». Und dann fügt sie sinngemäss hinzu, dass sie im allfälligen Kind ihrer beiden Freundinnen nicht die Gesichtszüge ihres eigenen Mannes wiedererkennen möchte.

Wenn man «erzkonservativ», «ewiggestrig» in scheinbar längst überwundene Rollenfixierungen zurückverfallen würde, könnte man ja anmerken: «Typisch Mann! – Typisch Frau!» Der Mann scheint «sachlich», distanziert kognitiv an die Sache heranzugehen. Ob er sein Sperma seiner eigenen Frau gibt oder in eine sterile medizinische Spritze hinein ergiesst, macht – vom Sperma aus gesehen – keinen Unterschied.

Offensichtlich wohl aber aus der Sicht der Ehefrau. Mit emotionaler Leidenschaft – scheinbar völlig «unwissenschaftlich» – fegt sie nur schon den Gedanken an einen solchen Schritt vom Tisch. Basta.

Erlauben Sie mir, an dieser Stelle ein buchstäblich gemeintes «Gott sei Dank» zu notieren.

Ich kenne das erwähnte Ehepaar nicht, gehe aber einmal davon aus, dass es – nach statistischer Wahrscheinlichkeit – nichts mit dem christlichen Glauben am Hut hat. Und das ist gerade das Erstaunliche:  Die eindeutige Stellungnahme der Frau entspricht im Grundzug der biblischen Schöpfungsordnung: Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde …, als Mann und als Frau schuf er sie. Der Mensch ist grundsätzlich als binäres (paarweise, männlich/weiblich), nicht polyamores (gleichzeitige Liebesbeziehung mit mehreren Personen) Wesen erschaffen worden, als Mann und als Frau in ihrer wunderbaren (manchmal auch schmerzlichen) Ergänzung. Die unbedingte Zweisamkeit eines Mannes und einer Frau wird im biblischen Sprachgebrauch mit dem Wort «erkennen» umschrieben. In dieser ausschliesslichen Gemeinschaft erkennt der Mann seine Frau zutiefst und ebenso die Frau ihren Mann. In diesem Schutzraum kommt das Sperma eines Mannes an seinen richtigen Ort.  In diesem Sinn hat die Comédienne vollkommen Recht: «Dein Sperma gehört mir!» Die Frage ist bloss, ob sie das Ganze zu Ende denkt und zu ihrem Mann auch sagen würde: «Mein Bauch gehört dir!» (Das ging aus dem Videoclip nicht hervor).

Nun hat der Satz aber noch einen weiteren Aspekt. Genau genommen müsste man sagen:  Das Sperma des Mannes ist zwar für seine Ehefrau bestimmt, aber weder Sperma noch Bauch «gehören» je dem andern Ehepartner oder ihnen selbst – sondern letztlich Gott. Denn weder zufallsgesteuerte Evolution noch wir selber haben uns erschaffen können. Wir sind uns gegeben, ausgeliehen worden. (Das zu ignorieren, ist einer der fundamentalsten Irrtümer unserer Zeit). Sperma oder Bauch sind Gaben Gottes, die uns zu Freude und verantwortungsvoller Praxis anvertraut sind.

Übrigens: Das Thema hat doch noch einen ziemlich engen Bezug zu Weihnachten. Gott hat auf übernatürliche Weise seine Schöpferkraft der jungen Frau Maria geschenkt, die nach den überlieferten Texten ganz offensichtlich keinen vorehelichen Sex mit ihrem Verlobten Joseph hatte. Was – wenn Maria gesagt hätte: «Mein Bauch gehört mir»? Maria hat aber nach ihrem ersten Schock in berührend natürlicher Schlichtheit zum Engel gesagt: «Mir geschehe nach deinem Wort.» Gott selber hält sich in diesem geheimnisvollen Vorgang an seine Schöpfungsordnung. Damit sind wir im Zentrum von Weihnachten angelangt: Gott wird Mensch! Gott kommt uns nahe, als Mensch! Weil wir IHM wichtig sind.

Die «Moral von der Geschicht’» überrascht: Die Ordnungen Gottes sind «Gebrauchs»-Anweisungen für unser Leben, die Gott sich ausgedacht hat und die überall auf der Welt zeitlos Gültigkeit haben. Wir können sie zwar manipulieren oder ignorieren (und dabei Schaden nehmen), aber wir werden immer wieder auf sie stossen, weil sie Gottes Ordnungen sind und nicht Ideen des menschlichen Denkens. Das hat die Comédienne – gewollt oder ungewollt – mit ihrem Statement bestätigt.

«…ALS MANN UND FRAU SCHUF ER SIE!»

In diesem Sinne: Fröhliche Weihnachten!

Hansjörg Baldinger

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Nein, Sie haben nichts falsch gemacht, auch nichts Falsches gesagt. Es ist keine Frage aus Entrüstung.

Nein – ich möchte Sie vielmehr zum Nachdenken einladen. Es ist die Frage nach Ihren Grundüberzeugungen: Was glauben Sie eigentlich? Und warum glauben Sie, was Sie glauben? Die Frage könnte auch lauten: Warum denken Sie eigentlich, was Sie denken? Oder: Warum denken Sie, wie Sie denken?

Was sollen diese komischen Fragen? Es ist doch klar, ich habe immer schon so gedacht und bin frei zu denken, was oder wie ich will. Punkt.

Wollen Sie trotzdem mit mir auf eine kleine Gedankenreise kommen? Diese Reise ist allerdings nicht ganz harmlos. Erstens erfordert sie einige Minuten Ihrer knappen Lebenszeit. Lesen und Denken erfordern Zeit. Aber Nachdenken ist ultimativ und bringt zudem unbezahlbaren Gewinn für Ihr eigenes Leben.

Denken unterscheidet uns von Tieren und Pflanzen. Natürlich gibt es sehr intelligente Tiere, wie Delphine, Pferde usw. Auch an Pflanzen beobachten wir erstaunliche Reaktionen. Keine Frage.

Aber Denken erlaubt uns Menschen über uns selber nachzudenken. Etwas «philosophischer» gesagt: Als Mensch kann ich mich selber reflektieren (widerspiegeln). Ich kann mich von aussen anschauen, über mich nachdenken. Das kann so nichts Anderes im ganzen Universum.  Das hat der berühmte französische Philosoph und Mathematiker Blaise Pascal schon vor über 300 Jahren festgestellt:

«Der Mensch ist nur ein Schilfrohr, das schwächste der ganzen Natur, aber es ist ein denkendes Schilfrohr…  Aber auch wenn das Universum ihn zerstören würde, so wäre der Mensch doch vornehmer als das Universum, das ihn tötet, weil er weiss, dass er stirbt und die Übermacht kennt, die das Universum ihm gegenüber hat.

Das Universum weiss nichts davon.» (Fragment 200/347).

Das Universum mit allem in ihm (das James-Webb-Teleskop lässt grüssen!) weiss nichts von sich selbst. Nur wir Menschen haben die Fähigkeit, über uns nachzudenken.

Meistens denken wir gewinn- oder zielorientiert. Was bringt mir etwas, wie kann ich mich optimaler weiterentwickeln oder wie kann ich mehr Genuss bekommen im Leben?

Das sind naheliegende Fragen. Aber Pascal spielt mit seinen Überlegungen über das Verhältnis von Mensch und Universum auf die vier Grundfragen an, die sich Menschen, seit sie über diese Erde gehen, immer und immer wieder stellen:

Die bewusste oder meist unbewusste Sehnsucht nach Antworten auf diese Fragen, steuert unser Denken und Handeln. Nochmals: Nachdenken erfordert Zeit. Es gibt aber Zeiträuber in unserem Leben: Oft ist der Freizeitstress in unserem Leben grösser als der Stress am Arbeitsplatz. Das Angebot der schier unbegrenzten Möglichkeiten in Konsum und Freizeit, echtzeitlicher Information auf -zig Informationskanälen und -plattformen lenken uns von diesen Grundfragen ab. Im Wort ablenken ist die Bedeutung von «lenken» drin. Wir werden gelenkt, viel mehr als uns lieb ist. Und zusätzlich lassen wir uns unsere Zeit rauben. Wir sind so leicht lenkbar (manipulierbar), weil wir aus der Sehnsucht nach Antwort auf diese Fragen heraus anfällig sind auf oberflächliche Antworten. Politische, wirtschaftliche, weltanschauliche Werbung macht sich diese Sehnsucht zunutze, indem sie verlockende Antworten anbietet, ganz nach dem Prinzip «haben» macht glücklich. Dabei bleibt «sein» auf der Strecke. Nicht was ich «habe» macht mich zum wertvollen, achtbaren Menschen, sondern der Umstand, dass ich ein Mensch «bin».

Nachdenken ist existenziell wichtiger als all die Meldungen über Transfers von Topfussballern, die entfernten Ferien-Traumdestinationen oder die beruflichen Erfolge. Auch eine Auszeit oder eine Weltreise bringen letztlich keine Veränderung, wenn dabei kein Raum ist, grundsätzlich über das eigene Leben nachzudenken.

Die oben erwähnten Grundfragen haben einen logischen inneren Zusammenhang. Wenn ich mir Rechenschaft gebe darüber, woher ich komme, wo ich einmal hingehen werde, lerne ich besser verstehen, wer ich bin. Ich erkenne meine Abhängigkeit, meine Verletzlichkeit, meine Grenzen (auch die Grenzen meiner Freiheit), aber auch meine Begabungen, meine Schönheit und v.a. den Sinn und die Bedeutung meines Daseins in diesem Universum. Daraus ergeben sich die Prioritäten für mein Leben, für das, was wirklich wichtig ist. Und das wiederum stellt die Weichen zur letzten Frage: Wie soll ich denn leben? Wer oder was darf mich leiten in dieser Frage? Das ist der (relativ enge) Spielraum der menschlichen Freiheit.

Die Antworten auf diese Grundfragen sind nicht beliebig, nicht einfach frei wählbar. Es gibt Antworten, die uns als individuelle Menschen oder als ganze Menschheit fördern, und solche, die uns schaden. Pascal sagt an anderer Stelle in seiner Fragmentensammlung «Les Pensées», dass es darum geht, «richtig» zu denken. «Richtig denken» ist heute verpönt. Wer weiss denn schon, was richtig und falsch ist, wird immer wieder argumentiert. Es ist doch richtig, dass wir uns für das Klima, für soziale Gerechtigkeit und für den Schutz der Tiere und der Natur einsetzen. Ja natürlich, keine Frage. Aber das Problem ist die Fragmentierung dieser Einzeldenkansätze, weil sie keine zusammenhängende Antwort auf diese Grundfragen geben. Zum «richtigen» Denken gehört der Blick auf den Grundzusammenhang unseres Daseins. Wo der fehlt, gleiten wir ab in orientierungslose Beliebigkeit und/oder heftige Konkurrenz der Lösungsansätze. Dabei nehmen unsere Seelen und unsere Mitwelt offensichtlich Schaden. In diesem Prozess sind wir jetzt drin. –

«Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.» Dieses bekannte Wort von Jesus zitiert Johannes in seinem Evangelium. Es gibt offensichtlich eine Wahrheit: Jesus. Diese Wahrheit ist keine Theologie, keine Philosophie, sondern eine Person. «Richtig denken» heisst also nicht, eine Ideologie – auch keine christliche -, zu «glauben» (für wahr zu halten), sondern in enger Freundschaft mit einer lebendigen Person verbindlich unterwegs zu sein. Die Bibel, die uns zuverlässig über Jesus informiert, hilft uns, diesen Weg mit Jesus zu gehen, indem sie uns alles mitteilt, was wir über Gott, Jesus und uns selber wissen müssen. Sie gibt uns Mitte und Orientierung. Damit können wir wirklich leben und aufblühen.

Es gibt offensichtlich ein «richtiges» Denken. Eine unverzichtbare Voraussetzung dazu ist Demut und Bescheidenheit. Denn «richtiges» Denken und seine praktische Umsetzung im Alltag ist oft nicht dasselbe. Wer mit Jesus in Beziehung lebt, wird aber auf die oben an gesprochenen Grundfragen Antworten bekommen. Dann wird sich umgekehrt positiv bestätigen, was Pascal in einem andern Fragment negativ beschrieben hat:

                                                                     (Sinngemässe Umkehrung):
Wer Jesus Christus nicht kennt,                    Wer Jesus Christus kennt,
weiss nichts von Gott,                                    erkennt Gott,
weiss nichts von der Welt                              erkennt das Wesen der Welt
und nichts von sich selber.                            und erkennt sich selber.

Kann uns das wirklich kalt lassen?

Hansjörg Baldinger

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Schmerzen gehören zum Menschsein, äussere und innere. Wenn kleinen Kindern etwas weh tut, weinen sie. Erwachsene tun sich schwerer damit. – Wie ist es mit dem Schmerz, sich allein zu fühlen? Oder mit chronischen Schmerzen, die jedes Jahr zunehmen? Schmerzen sind nicht objektiv und auch nicht messbar. Ebenso können innere Schmerzen unterschiedlich stark sein. Sie können für kurze Zeit oder über Jahrzehnte dein Leben beeinflussen.

Der besondere Schmerz von Eltern

Eltern mit einem solch starken, anhaltenden Schmerz haben einen Teil ihres eigenen Lebens verloren: Verlustschmerz.

Ob euer kleines Töchterchen in einem Bassin ertrunken ist, ob euer Teenager mit 18 Jahren definitiv in harte Drogen abrutschte, ob euer Sohn von seiner Weltreise nicht zurückkam… Die Reihe solcher Schicksalsschläge liesse sich fortsetzen. Vielleicht, liebe Leserin, lieber Leser, habt ihr selbst etwas Vergleichbares erlebt. Es kann sein, dass ihr Verwandte, Freunde habt, die nur schwer mit einer solchen Verlust-Erfahrung weiter leben können. Oder daran zerbrochen sind. Vielleicht wisst ihr nicht, ob die Tochter noch lebt, die sich von euch losgesagt hat. Vielleicht verbüsst euer Sohn eine langjährige Gefängnisstrafe. Oder ein Unfall hat den Schwiegersohn zum Paraplegiker  gemacht, und die Tochter kommt damit nicht zurecht.

Eltern im Schmerz: Wie leben sie weiter? Wie können sie verarbeiten, was ihnen zugemutet wurde? – Wie lebt ihr weiter als Betroffene? Was gibt euch die Kraft, jeden Tag aufzustehen?

Gute Ratschläge helfen wenig. Wünscht ihr euch von euren Freunden Nähe oder eher Abstand? Möchtet ihr über das Erlebte mit andern sprechen können, oder seid ihr froh, wenn niemand nachfragt oder überhaupt etwas weiss? Habt ihr den Mut (oder die Demut) professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen? Welchen Menschen vertraut ihr, dass sie euch nicht noch mehr belasten? Was tut euch gut? Welche „Strategien“ haben sich bewährt? Hat sich der Schmerz im Lauf der Zeit verändert, hat er sogar nachgelassen? Wie geht es euch in der Ehe, in der Partnerschaft? Eure Art mit dem Schmerz umzugehen ist wahrscheinlich verschieden, beim einen mehr nach aussen gerichtet, beim andern vor allem nach innen? Könnt ihr einander verstehen, in der Unterschiedlichkeit aushalten oder sogar stützen?

Für uns Aussenstehende ist nicht offensichtlich, wie wir helfen können. Jede Situation ist anders, jeder Mensch reagiert anders. – In der Bibel gibt es die Geschichte von Hiob. Vier Freunde kamen zu ihm, nachdem er alles (auch seine Kinder) verloren hatte. Und die Freunde waren eine ganze Woche bei ihm, ohne zu reden. Sie waren einfach da und haben  Anteil genommen. (Nachher haben sie dann schon gesprochen und mit ihrem Reden Salz in Hiobs Wunden gestreut!) Eine Woche da sein und schweigen können! Für die wenigsten von uns ist das machbar. Aber wir können nachfragen; Hilfe anbieten, ohne uns aufzudrängen; uns nicht verletzen lassen, wenn das nicht ankommt, was wir gutmeinend angeboten haben. Eine Karte schreiben und keinen Dank erwarten… Und vor allem nicht ungeduldig sein.

Loslassen und wieder annehmen

In der Bibel finden wir eine kurz erzählte Geschichte*.  Ein Vater „verliert“ seinen zweiten Sohn. Ausser dass der sein Zuhause verlässt, nimmt er noch sein Erbteil mit. –  Jahrelang weiss die Familie nichts von ihm. Lebt er noch? Ist er gestorben? Die Geschichte schweigt auch darüber, wie viele Jahre vergangen sind. Aber eines Tages sieht der Vater (der Ausschau gehalten hat, vielleicht jeden Tag?) in der Ferne seinen Sohn kommen und läuft ihm entgegen.

Einige Gedanken zu dieser Geschichte: Der Vater konnte loslassen. Das ist eine Kunst, die wenige einfach so können. Aber wenn es gelingt, macht Loslassen frei. Der Vater ist nicht an seinem Schmerz zerbrochen. Dass er ihn empfand, erfahren wir erst, nachdem der Sohn wieder daheim war**: „Dieser mein Sohn war tot und lebt wieder, er war verloren und ist wieder gefunden worden.“ – In der Erzählung vergeht kaum Zeit zwischen dem tragischen Verlust und dem „Happy End“.  Die Jahre des Schmerzes und der Trauer werden im Bericht übergangen. Für mich bedeutet es, dass der Vater weiter leben konnte, nicht verbittert, nicht zerbrochen, sondern offen für die Zukunft. Darum war die Freude über die Rückkehr des „verlorenen“ Sohnes so gross und eine Riesenparty wert.

Der Schmerz des Sohnes

Auch der Sohn litt Schmerzen. Fast verhungert, mit zerlumpten Kleidern gleicht er nicht mehr dem jungen Kerl, der damals weggegangen war. Es war kein einfacher Weg, den er gehen musste. Die Rückkehr bedeutete für ihn, sein Scheitern einzugestehen: Ich hab’s nicht geschafft, ich bin am Ende. Seine einzige Hoffnung war: zurück zum Vater.  –  Die Geschichte ist ein Gleichnis. Sie bedeutet mehr, als was sie erzählt. Es gibt viele  Töchter und Söhne, Frauen und Männer, die ihren Ursprung verleugnen, die das Kapital, das ihnen als Erbe zur Verfügung steht, auf verschiedene Weise durchbringen. Vielleicht sind sie von aussen gesehen erfolgreich und nagen nicht am Hungertuch. Es kann aber auch sein, dass sie spüren, dass ihnen das Wichtigste im Leben fehlt.  Wenn ihnen das bewusst wird, egal in welch verzweifelter, beschämender oder aussichtsloser Situation sie sich befinden, gibt es den Weg zurück. Der Vater nimmt mich an als sein Kind, auch wenn ich ihn verlassen habe. Bei ihm ankommen, heisst getröstet werden, in meinem Schmerz. Das habe ich persönlich erlebt, mehr als einmal. Es gibt diesen Vater, der auf uns Menschen wartet. – Auch auf Eltern im Schmerz.  

Anna Elisabeth Baldinger-Bots,   078 800 86 21

 *  Bible.com/de/bible/73/LUK.15.11-2. HFA 

 **https://www.kunstkopie.de/a/rembrandt/rueckkehr-des-verlorenen.html oder (als Beitragsbild eine Reproduktion von J. Weber)

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Erinnern Sie sich an den Song des Jodelclubs Wiesenberg? Vor wenigen Jahren war er während Wochen an der Spitze der Hitparade.

Was mich an diesem Song berührt, ist neben dem Jodel der Text. Selbst wenn Jodelmusik Ihnen fremd ist, lohnt es sich, den folgenden Link im Telefon oder im PC einzugeben und das Lied gleich mal anzuhören: https://m.youtube.com/watch?v=dg3VBr7EdXM

«I ha ghört vom Land ob de Wulchä, s gäbi det e kei Not, Ängscht und Chrieg. Möcht i einisch is Land ob de Wulchä und hoffe, ich dörf spöter det hi.

Ha scho ghört vom Land ob der Wulchä, vo dem Liächt und der ganz grosse Ruhä. Es heig o für mi no es Plätzli, wenn ich uf da Erdä guät tuä.

Das wär mis Ziel, das wär mi Wäg, wenn ich stah am Himmelsstäg. Das wär mi Wunsch, am Ändi scho, als friedlechs Liächt in Himmel z cho.

Ha scho ghört vom Land ohni Tränä, vom helle Liächt und Sorge los, a friedlechi Wäut für immer, es Himmelland riesegross.

Darf i später is Land ob de Wulchä, mini Frind und diä Liäbschtä det gseh, alli Beschwärde, Ängst und alli Liide ohni Lascht und ganz sorglos si.

Das wär mi Wunsch, am Ändi scho, als friedlechs Liächt in Himmel z cho, mir wärdet üs ganz sicher gseh.»                                            Ramon Hauser (ramon.hauser@gmail.com)

Dieser wochenlange Hitparadenerste bringt die ur-menschliche Sehnsucht nach Gott zum Ausdruck. Vom «Hörensagen» ahnen wir, dass es so ein Sehnsuchtsland gibt. Ein Land, in dem keine Not, keine Angst und kein Krieg mehr ist, ein Land, wo ich meine Freunde und Liebsten wieder sehen werde, ein Land, wo es keine Beschwerden, keine Ängste und kein Leid mehr geben wird, wo ich ohne Lasten und ohne Sorgen sein darf.

Zu schön, um wahr zu sein? Ein imaginäres Paradies? Eine Traumwelt, Produkt menschlichen Denkens, angesichts der Tränen und des Leids in dieser Welt?

Die Männer vom Jodelclub Wiesenberg bringen die Sehnsucht nach diesem «riesengrossen Himmelland» feinfühlig zum Ausdruck, die Sehnsucht nach Befreiung aus (den Sorgen) dieser Welt.

Wenn wir einmal unsere Geräte ausschalten, uns von permanenter, echtzeitlicher Information abkoppeln und uns erlauben, zur Ruhe zu kommen, dann ist es wahrscheinlich, dass wir diese Sehnsucht auch in uns drin wahrnehmen.

Zu schön, um wahr zu sein?

Nein, dieses Himmelland, dieses «Land ob de Wulchä» ist uns verheissen. Es muss dieses Land geben. Ausserhalb von Raum und Zeit. In der Gegenwart Gottes.

Wie kommt man dorthin?

«Wenn ich uf der Ärde guet tuä.» Das ist eine weit verbreitete Überzeugung. Aber was heisst «gut tun»? Richtig leben ist schwierig und reicht trotzdem nicht aus, weil wir uns bei der Frage nach dem Guten immer wieder verhaspeln. Frösche und Igel vor dem Überfahren werden bewahren ist eine sehr gute Sache, aber gleichzeitig erlauben unsere Gesetze, dass viele ungeborene Kinder nicht ins Leben zu uns kommen dürfen. Das ist nur ein Beispiel in unserer widersprüchlichen Realität. Was ist gut, wenn bloss der Zweck die Mittel heiligt?  

Jesus hat einem Mann auf die Frage nach dem Guten geantwortet: « Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein.» Wenn wir «gut tun» wollen, müssen wir uns nach dem lebendigen Gott ausrichten. «Weil wir diesem Massstab nie genügen können, hat Gott mit Jesus, seinem Tod am Kreuz und seiner Auferstehung eine Lösung für uns geschaffen. «Gut tun» heisst im biblischen Sinn, meine Sehnsucht nach diesem «Land ob de Wulchä» vor Jesus zu bringen und seine am Kreuz für mich erworbene Vergebung für mich persönlich zu beanspruchen. «Kehrt um, tut Busse und glaubt an das Evangelium», ist eine Formulierung von Jesus, in der Bibel bis heute übermittelt, die diese Entscheidung umschreibt. «Gut tun» im Sinne Gottes heisst zunächst, erkennen, dass mein Wesen im Kern in den Augen Gottes «verdorben» ist. Darum kommt ER uns entgegen und löst das Problem radikal. Diese Aufforderung zur Umkehr ist an jeden einzelnen Menschen persönlich gerichtet. Wer nun die gute Nachricht hört, annimmt und Jesus nachfolgt, nimmt dabei niemandem etwas weg, denn auch die Gnade Gottes ist riesengross. Es gibt genug Gnade Gottes und genug Raum im «Land ob de Wulchä». Der reale Tod von Jesus und seine reale Auferstehung sind Garantie für einen Platz «im Himmel». Aber an diesem Tod und dieser Auferstehung kommt niemand vorbei.

Seien wir ehrlich: Wenn es dieses «Land ob de Wulchä» wirklich gibt, dann würden sehr viele von uns einstimmen in den Jodelrefrain: «Das wär mi Wunsch am Ändi scho, … in Himmel z cho.»

In der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel, wird dieses «Land ob de Wulchä» eindrücklich beschrieben:

UND ER [der lebendige Gott] WIRD JEDE TRÄNE VON IHREN AUGEN ABWISCHEN, UND DER TOD WIRD NICHT MEHR SEIN, NOCH TRAUER, NOCH GESCHREI, NOCH SCHMERZ WIRD MEHR SEIN; DENN DAS ERSTE IST VERGANGEN. UND DER, WELCHER AUF DEM THRONE SASS, SPRACH: SIEHE, ICH MACHE ALLES NEU. UND ER SPRACH: SCHREIBE!  DENN DIESE WORTE SIND GEWISS UND WAHRHAFTIG!

                                                                                                   (Offenbarung, 21,4)

«Das wär mi Wunsch am Ändi scho, …. in Himmel z cho.»

Hansjörg Baldinger

 

           

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