
Oh, verzeihen Sie, das ist nun wirklich eine unverschämte Frage. Aber ich meine sie nicht böse, nicht von oben herab im Sinne von: «Begreifen Sie denn gar nicht, das versteht doch jedes Kind!» Nein, ich meine die Frage nicht so. Ich stelle nur eine provokative Frage, um Ihre Aufmerksamkeit in all den Hypes und Meldungen zu gewinnen, um Sie zu locken, einzuladen, zu bitten, mit mir einige Überlegungen anzustellen.
Meine eigentliche Frage ist viel wohlwollender gemeint: Haben Sie, habe ich im Vielen, das täglich, ja stündlich uns buchstäblich «in die Augen stechen», unsere Aufmerksamkeit erzwingen will, das Wichtigste und Kostbarste übersehen?
Die Frage zielt auf unser «Sehen» ab. Entspricht das, was wir «sehen» (denken, uns vorstellen, wahrzunehmen oder zu wissen glauben) der ganzen Wirklichkeit? Oder könnte unsere Perspektive (Seh-Weise) beschränkt sein? Denken, reden und handeln wir – gerade im 21. Jh. – nicht immer wieder so, als sei unser Wissen das umfassende und darum auch absolut richtige?
Es könnte sein, dass das, was wir nicht «sehen», mindestens so interessant ist wie das, was wir sehen. Das, was wir tatsächlich sehen, ist mindestens im naturwissenschaftlichen Bereich faszinierend, Atem beraubend, denken wir nur an die Bilder und Informationen, die uns das James-Webb-Teleskop oder der Mars-Roboter vermitteln. Astrophysik ist nur ein Bereich unseres naturwissenschaftlichen «Sehens» (Erkennens). Es führt uns unweigerlich in ehrfürchtiges Staunen und lässt uns verstummen angesichts des schweigenden Universums.
Und doch: Könnte das, was wir nicht sehen, nicht noch eindrücklicher und umwerfender sein und uns klein und auch sprachlos werden lassen? Könnte das, was wir übersehen, nicht gerade der Schlüssel sein zum besseren Verständnis des Universums und von uns selber darin? Wenn ja: Wie können wir unsere blinden Flecken erkennen und unsere Blindheit überwinden? Wir brauchen Hilfe von aussen, denn es gehört zum Wesen der Blindheit, dass man sie nicht erkennt, weil man nicht sieht, was man nicht sieht. Blinde Menschen erkennen ihre Blindheit nur im Vergleich mit uns Sehenden. Ohne diesen Vergleich wäre Blindheit für blinde Menschen das Normale. Sie würden nichts sehen von der blendenden Schönheit einer unberührten Schneelandschaft oder dem ergreifenden Farbenspiel einer hinter dem Horizont versinkenden Abendsonne. Sie würden die sich ausbreitende Abendkühle spüren, aber die Farben würden sie nur als Übergang von hell zu dunkel wahrnehmen.
Nochmals: Wie können wir das sehen lernen, was wir nicht sehen? – Das muss uns von aussen gezeigt, beschrieben werden. Wir brauchen Offenbarung. Wer aber offenbart uns, was wir übersehen? Der, der ausserhalb unserer (materiellen) Wirklichkeit existiert: Gott. ER ist Anfang und Ende aller Wirklichkeit. Er durchdringt unsere Wirklichkeit, aber er ist nicht Teil von ihr.
Deshalb können wir Gott auch nicht sehen, weil wir in unserer materiellen Wirklichkeit (und Zeitlichkeit) gefangen sind. Wenn wir Gott erkennen wollen, muss er sich uns zeigen, sich uns zu erkennen geben, uns begegnen. Das geschieht einerseits durch die grundlegenden Texte der Bibel, die uns zeigen, wer Gott ist, was ER gesprochen und getan hat, tut und tun wird, und andererseits durch den Heiligen Geist, der unsere «Blindheit» heilen will, indem er uns die inneren Augen dafür öffnet, dass die Bibel die Wahrheit sagt, wenn sie uns Gott als einen liebenden Vater vor Augen malt.
Und wir? Können wir etwas beitragen zur Heilung von dieser Gottes-Blindheit? Ja, etwas ganz Bescheidenes, aber höchst Entscheidendes: Jesus lehrt schon am Anfang seines Wirkens vor 2000 Jahren, dass wir Busse tun, umkehren und an das Evangelium glauben sollen. Busse tun heisst, dass wir Gott als Schöpfer und «Besitzer» unserer Erde und von uns selbst nicht länger ignorieren und unsere Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung nicht länger leben sollen. Umkehren bedeutet, uns abzuwenden von all den Fake-News über Gott und Bibel, die weitherum verbreitet werden, und uns vertrauensvoll IHM und Berichten seiner Zeugen zuwenden sollen. An das Evangelium glauben beinhaltet, die grundlegenden Texte der Bibel (besonders die Augenzeugenberichte, z.B. das Johannes-Evangelium) vertrauensvoll zu lesen und zu befolgen. Darauf stehen unzählige Segensverheissungen und die Zusage des Ewigen Lebens in Gottes Gegenwart.
Erlauben Sie mir, hier noch ein ungeschminktes Wort aus der Offenbarung von Johannes anzufügen, das die Dringlichkeit dieser Umkehr aufzeigt:
«Du sagst: ‘Ich bin reich und habe alles im Überfluss, es fehlt mir an nichts’, und dabei merkst du nicht, in was für einem jämmerlichen und erbärmlichen Zustand du bist – arm, blind, und nackt. Ich rate dir: Kaufe bei mir Gold, das im Feuer geläutert wurde, damit du reich wirst, und weisse Kleider, damit du etwas anzuziehen hast und nicht nackt dastehen und dich schämen musst. Kaufe auch Salbe und streiche sie dir auf die Augen, damit du wieder sehen kannst. So mache ich es mit allen, die ich liebe: Ich decke auf, was bei ihnen verkehrt ist, und weise sie zurecht. Darum mach Schluss mit deiner Gleichgültigkeit und kehre um! Merkst du nicht, dass ich vor der Tür stehe und anklopfe? Wer meine Stimme hört und mir öffnet, zu dem werde ich hineingehen, und wir werden miteinander essen – ich mit ihm und er mit mir.»
(Offenbarung 3,17 – 20, Neue Genfer Übersetzung)
Bitte beachten Sie, dass dieser Text sich an die christliche Gemeinde in Sardes, einer damals blühenden, reichen Stadt in Kleinasien (heutige Türkei), richtet. Aber der Text gilt nicht nur für Christen, sondern mindestens so für Nichtchristen: Jesus – der Weltenherrscher und Weltenrichter steht an der Tür Ihres Lebens und bittet um Einlass. Wenn wir IHM öffnen, wird ER eintreten und mit uns enge Gemeinschaft («essen») haben. In der persönlichen Gemeinschaft mit IHM werden wir IHN erkennen («sehen») und lieben lernen. ER wird unsere Herzenstüre nicht einrennen. Die Tür öffnen wir, indem wir bspw. beten: «Ja, Jesus, tritt bei mir ein. Ich will dich kennen und unter deiner Führung leben lernen. Danke, dass du mir meine Sünde der Undankbarkeit und der Unachtsamkeit dir gegenüber vergibst. Ich will Gemeinschaft haben mit dir. Leite und verändere du mich. Sei du mein Herr!»
Ich habe mich entschieden, die Türe für Jesus weit zu öffnen. Und Sie?
Hansjörg Baldinger
«Permanentes P.S.»:
Natürlich würde es mich freuen, wenn Sie einen Gottesdienst der FeG, der Landeskirche oder eine Messe besuchen würden, aber darum geht es nicht primär, sondern darum, dass Sie Jesus begegnen und ER Ihnen.
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Oder: DIE UNERWARTETE AKTUALITÄT VON GOTTES ORDNUNGEN

Da haben Sie völlig Recht, das ist nun tatsächlich kein weihnächtliches Thema. Aber seien wir ehrlich: Schoggiberge, Weihnachtsbier, Früchtekörbe oder Sextoys haben ebenso wenig mit Weihnachten zu tun wie männliches Sperma.
Also: «Dein Sperma gehört mir!» Haben Sie das mitbekommen? Da diskutiert eine ziemlich bekannte Schweizer Comédienne mit ihrem Ehemann in aller «Web-Öffentlichkeit» darüber, ob er einem mit ihnen befreundeten lesbischen Paar sein Sperma geben darf, um diesen beiden Frauen zu ermöglichen, ein Kind zu bekommen. Nach Auffassung des Ehemannes würde dem «wissenschaftlich gesehen» nichts im Wege stehen.
Überraschend wehrt sich nun aber die Ehefrau vehement gegen diese Absicht und liefert auch gleich eine leidenschaftliche Begründung: «Dein Sperma gehört mir!». Und dann fügt sie sinngemäss hinzu, dass sie im allfälligen Kind ihrer beiden Freundinnen nicht die Gesichtszüge ihres eigenen Mannes wiedererkennen möchte.
Wenn man «erzkonservativ», «ewiggestrig» in scheinbar längst überwundene Rollenfixierungen zurückverfallen würde, könnte man ja anmerken: «Typisch Mann! – Typisch Frau!» Der Mann scheint «sachlich», distanziert kognitiv an die Sache heranzugehen. Ob er sein Sperma seiner eigenen Frau gibt oder in eine sterile medizinische Spritze hinein ergiesst, macht – vom Sperma aus gesehen – keinen Unterschied.
Offensichtlich wohl aber aus der Sicht der Ehefrau. Mit emotionaler Leidenschaft – scheinbar völlig «unwissenschaftlich» – fegt sie nur schon den Gedanken an einen solchen Schritt vom Tisch. Basta.
Erlauben Sie mir, an dieser Stelle ein buchstäblich gemeintes «Gott sei Dank» zu notieren.
Ich kenne das erwähnte Ehepaar nicht, gehe aber einmal davon aus, dass es – nach statistischer Wahrscheinlichkeit – nichts mit dem christlichen Glauben am Hut hat. Und das ist gerade das Erstaunliche: Die eindeutige Stellungnahme der Frau entspricht im Grundzug der biblischen Schöpfungsordnung: Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde …, als Mann und als Frau schuf er sie. Der Mensch ist grundsätzlich als binäres (paarweise, männlich/weiblich), nicht polyamores (gleichzeitige Liebesbeziehung mit mehreren Personen) Wesen erschaffen worden, als Mann und als Frau in ihrer wunderbaren (manchmal auch schmerzlichen) Ergänzung. Die unbedingte Zweisamkeit eines Mannes und einer Frau wird im biblischen Sprachgebrauch mit dem Wort «erkennen» umschrieben. In dieser ausschliesslichen Gemeinschaft erkennt der Mann seine Frau zutiefst und ebenso die Frau ihren Mann. In diesem Schutzraum kommt das Sperma eines Mannes an seinen richtigen Ort. In diesem Sinn hat die Comédienne vollkommen Recht: «Dein Sperma gehört mir!» Die Frage ist bloss, ob sie das Ganze zu Ende denkt und zu ihrem Mann auch sagen würde: «Mein Bauch gehört dir!» (Das ging aus dem Videoclip nicht hervor).
Nun hat der Satz aber noch einen weiteren Aspekt. Genau genommen müsste man sagen: Das Sperma des Mannes ist zwar für seine Ehefrau bestimmt, aber weder Sperma noch Bauch «gehören» je dem andern Ehepartner oder ihnen selbst – sondern letztlich Gott. Denn weder zufallsgesteuerte Evolution noch wir selber haben uns erschaffen können. Wir sind uns gegeben, ausgeliehen worden. (Das zu ignorieren, ist einer der fundamentalsten Irrtümer unserer Zeit). Sperma oder Bauch sind Gaben Gottes, die uns zu Freude und verantwortungsvoller Praxis anvertraut sind.
Übrigens: Das Thema hat doch noch einen ziemlich engen Bezug zu Weihnachten. Gott hat auf übernatürliche Weise seine Schöpferkraft der jungen Frau Maria geschenkt, die nach den überlieferten Texten ganz offensichtlich keinen vorehelichen Sex mit ihrem Verlobten Joseph hatte. Was – wenn Maria gesagt hätte: «Mein Bauch gehört mir»? Maria hat aber nach ihrem ersten Schock in berührend natürlicher Schlichtheit zum Engel gesagt: «Mir geschehe nach deinem Wort.» Gott selber hält sich in diesem geheimnisvollen Vorgang an seine Schöpfungsordnung. Damit sind wir im Zentrum von Weihnachten angelangt: Gott wird Mensch! Gott kommt uns nahe, als Mensch! Weil wir IHM wichtig sind.
Die «Moral von der Geschicht’» überrascht: Die Ordnungen Gottes sind «Gebrauchs»-Anweisungen für unser Leben, die Gott sich ausgedacht hat und die überall auf der Welt zeitlos Gültigkeit haben. Wir können sie zwar manipulieren oder ignorieren (und dabei Schaden nehmen), aber wir werden immer wieder auf sie stossen, weil sie Gottes Ordnungen sind und nicht Ideen des menschlichen Denkens. Das hat die Comédienne – gewollt oder ungewollt – mit ihrem Statement bestätigt.
«…ALS MANN UND FRAU SCHUF ER SIE!»
In diesem Sinne: Fröhliche Weihnachten!
Hansjörg Baldinger
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Nein, Sie haben nichts falsch gemacht, auch nichts Falsches gesagt. Es ist keine Frage aus Entrüstung.
Nein – ich möchte Sie vielmehr zum Nachdenken einladen. Es ist die Frage nach Ihren Grundüberzeugungen: Was glauben Sie eigentlich? Und warum glauben Sie, was Sie glauben? Die Frage könnte auch lauten: Warum denken Sie eigentlich, was Sie denken? Oder: Warum denken Sie, wie Sie denken?
Was sollen diese komischen Fragen? Es ist doch klar, ich habe immer schon so gedacht und bin frei zu denken, was oder wie ich will. Punkt.
Wollen Sie trotzdem mit mir auf eine kleine Gedankenreise kommen? Diese Reise ist allerdings nicht ganz harmlos. Erstens erfordert sie einige Minuten Ihrer knappen Lebenszeit. Lesen und Denken erfordern Zeit. Aber Nachdenken ist ultimativ und bringt zudem unbezahlbaren Gewinn für Ihr eigenes Leben.
Denken unterscheidet uns von Tieren und Pflanzen. Natürlich gibt es sehr intelligente Tiere, wie Delphine, Pferde usw. Auch an Pflanzen beobachten wir erstaunliche Reaktionen. Keine Frage.
Aber Denken erlaubt uns Menschen über uns selber nachzudenken. Etwas «philosophischer» gesagt: Als Mensch kann ich mich selber reflektieren (widerspiegeln). Ich kann mich von aussen anschauen, über mich nachdenken. Das kann so nichts Anderes im ganzen Universum. Das hat der berühmte französische Philosoph und Mathematiker Blaise Pascal schon vor über 300 Jahren festgestellt:
«Der Mensch ist nur ein Schilfrohr, das schwächste der ganzen Natur, aber es ist ein denkendes Schilfrohr… Aber auch wenn das Universum ihn zerstören würde, so wäre der Mensch doch vornehmer als das Universum, das ihn tötet, weil er weiss, dass er stirbt und die Übermacht kennt, die das Universum ihm gegenüber hat.
Das Universum weiss nichts davon.» (Fragment 200/347).
Das Universum mit allem in ihm (das James-Webb-Teleskop lässt grüssen!) weiss nichts von sich selbst. Nur wir Menschen haben die Fähigkeit, über uns nachzudenken.
Meistens denken wir gewinn- oder zielorientiert. Was bringt mir etwas, wie kann ich mich optimaler weiterentwickeln oder wie kann ich mehr Genuss bekommen im Leben?
Das sind naheliegende Fragen. Aber Pascal spielt mit seinen Überlegungen über das Verhältnis von Mensch und Universum auf die vier Grundfragen an, die sich Menschen, seit sie über diese Erde gehen, immer und immer wieder stellen:
- Woher komme ich?
- Wohin gehe ich?
- Wer bin ich?
- Wie soll ich denn leben?
Die bewusste oder meist unbewusste Sehnsucht nach Antworten auf diese Fragen, steuert unser Denken und Handeln. Nochmals: Nachdenken erfordert Zeit. Es gibt aber Zeiträuber in unserem Leben: Oft ist der Freizeitstress in unserem Leben grösser als der Stress am Arbeitsplatz. Das Angebot der schier unbegrenzten Möglichkeiten in Konsum und Freizeit, echtzeitlicher Information auf -zig Informationskanälen und -plattformen lenken uns von diesen Grundfragen ab. Im Wort ablenken ist die Bedeutung von «lenken» drin. Wir werden gelenkt, viel mehr als uns lieb ist. Und zusätzlich lassen wir uns unsere Zeit rauben. Wir sind so leicht lenkbar (manipulierbar), weil wir aus der Sehnsucht nach Antwort auf diese Fragen heraus anfällig sind auf oberflächliche Antworten. Politische, wirtschaftliche, weltanschauliche Werbung macht sich diese Sehnsucht zunutze, indem sie verlockende Antworten anbietet, ganz nach dem Prinzip «haben» macht glücklich. Dabei bleibt «sein» auf der Strecke. Nicht was ich «habe» macht mich zum wertvollen, achtbaren Menschen, sondern der Umstand, dass ich ein Mensch «bin».
Nachdenken ist existenziell wichtiger als all die Meldungen über Transfers von Topfussballern, die entfernten Ferien-Traumdestinationen oder die beruflichen Erfolge. Auch eine Auszeit oder eine Weltreise bringen letztlich keine Veränderung, wenn dabei kein Raum ist, grundsätzlich über das eigene Leben nachzudenken.
Die oben erwähnten Grundfragen haben einen logischen inneren Zusammenhang. Wenn ich mir Rechenschaft gebe darüber, woher ich komme, wo ich einmal hingehen werde, lerne ich besser verstehen, wer ich bin. Ich erkenne meine Abhängigkeit, meine Verletzlichkeit, meine Grenzen (auch die Grenzen meiner Freiheit), aber auch meine Begabungen, meine Schönheit und v.a. den Sinn und die Bedeutung meines Daseins in diesem Universum. Daraus ergeben sich die Prioritäten für mein Leben, für das, was wirklich wichtig ist. Und das wiederum stellt die Weichen zur letzten Frage: Wie soll ich denn leben? Wer oder was darf mich leiten in dieser Frage? Das ist der (relativ enge) Spielraum der menschlichen Freiheit.
Die Antworten auf diese Grundfragen sind nicht beliebig, nicht einfach frei wählbar. Es gibt Antworten, die uns als individuelle Menschen oder als ganze Menschheit fördern, und solche, die uns schaden. Pascal sagt an anderer Stelle in seiner Fragmentensammlung «Les Pensées», dass es darum geht, «richtig» zu denken. «Richtig denken» ist heute verpönt. Wer weiss denn schon, was richtig und falsch ist, wird immer wieder argumentiert. Es ist doch richtig, dass wir uns für das Klima, für soziale Gerechtigkeit und für den Schutz der Tiere und der Natur einsetzen. Ja natürlich, keine Frage. Aber das Problem ist die Fragmentierung dieser Einzeldenkansätze, weil sie keine zusammenhängende Antwort auf diese Grundfragen geben. Zum «richtigen» Denken gehört der Blick auf den Grundzusammenhang unseres Daseins. Wo der fehlt, gleiten wir ab in orientierungslose Beliebigkeit und/oder heftige Konkurrenz der Lösungsansätze. Dabei nehmen unsere Seelen und unsere Mitwelt offensichtlich Schaden. In diesem Prozess sind wir jetzt drin. –
«Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.» Dieses bekannte Wort von Jesus zitiert Johannes in seinem Evangelium. Es gibt offensichtlich eine Wahrheit: Jesus. Diese Wahrheit ist keine Theologie, keine Philosophie, sondern eine Person. «Richtig denken» heisst also nicht, eine Ideologie – auch keine christliche -, zu «glauben» (für wahr zu halten), sondern in enger Freundschaft mit einer lebendigen Person verbindlich unterwegs zu sein. Die Bibel, die uns zuverlässig über Jesus informiert, hilft uns, diesen Weg mit Jesus zu gehen, indem sie uns alles mitteilt, was wir über Gott, Jesus und uns selber wissen müssen. Sie gibt uns Mitte und Orientierung. Damit können wir wirklich leben und aufblühen.
Es gibt offensichtlich ein «richtiges» Denken. Eine unverzichtbare Voraussetzung dazu ist Demut und Bescheidenheit. Denn «richtiges» Denken und seine praktische Umsetzung im Alltag ist oft nicht dasselbe. Wer mit Jesus in Beziehung lebt, wird aber auf die oben an gesprochenen Grundfragen Antworten bekommen. Dann wird sich umgekehrt positiv bestätigen, was Pascal in einem andern Fragment negativ beschrieben hat:
(Sinngemässe Umkehrung): Wer Jesus Christus nicht kennt, Wer Jesus Christus kennt, weiss nichts von Gott, erkennt Gott, weiss nichts von der Welt erkennt das Wesen der Welt und nichts von sich selber. und erkennt sich selber. Kann uns das wirklich kalt lassen?
Hansjörg Baldinger
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Schmerzen gehören zum Menschsein, äussere und innere. Wenn kleinen Kindern etwas weh tut, weinen sie. Erwachsene tun sich schwerer damit. – Wie ist es mit dem Schmerz, sich allein zu fühlen? Oder mit chronischen Schmerzen, die jedes Jahr zunehmen? Schmerzen sind nicht objektiv und auch nicht messbar. Ebenso können innere Schmerzen unterschiedlich stark sein. Sie können für kurze Zeit oder über Jahrzehnte dein Leben beeinflussen.
Der besondere Schmerz von Eltern
Eltern mit einem solch starken, anhaltenden Schmerz haben einen Teil ihres eigenen Lebens verloren: Verlustschmerz.
Ob euer kleines Töchterchen in einem Bassin ertrunken ist, ob euer Teenager mit 18 Jahren definitiv in harte Drogen abrutschte, ob euer Sohn von seiner Weltreise nicht zurückkam… Die Reihe solcher Schicksalsschläge liesse sich fortsetzen. Vielleicht, liebe Leserin, lieber Leser, habt ihr selbst etwas Vergleichbares erlebt. Es kann sein, dass ihr Verwandte, Freunde habt, die nur schwer mit einer solchen Verlust-Erfahrung weiter leben können. Oder daran zerbrochen sind. Vielleicht wisst ihr nicht, ob die Tochter noch lebt, die sich von euch losgesagt hat. Vielleicht verbüsst euer Sohn eine langjährige Gefängnisstrafe. Oder ein Unfall hat den Schwiegersohn zum Paraplegiker gemacht, und die Tochter kommt damit nicht zurecht.
Eltern im Schmerz: Wie leben sie weiter? Wie können sie verarbeiten, was ihnen zugemutet wurde? – Wie lebt ihr weiter als Betroffene? Was gibt euch die Kraft, jeden Tag aufzustehen?
Gute Ratschläge helfen wenig. Wünscht ihr euch von euren Freunden Nähe oder eher Abstand? Möchtet ihr über das Erlebte mit andern sprechen können, oder seid ihr froh, wenn niemand nachfragt oder überhaupt etwas weiss? Habt ihr den Mut (oder die Demut) professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen? Welchen Menschen vertraut ihr, dass sie euch nicht noch mehr belasten? Was tut euch gut? Welche „Strategien“ haben sich bewährt? Hat sich der Schmerz im Lauf der Zeit verändert, hat er sogar nachgelassen? Wie geht es euch in der Ehe, in der Partnerschaft? Eure Art mit dem Schmerz umzugehen ist wahrscheinlich verschieden, beim einen mehr nach aussen gerichtet, beim andern vor allem nach innen? Könnt ihr einander verstehen, in der Unterschiedlichkeit aushalten oder sogar stützen?
Für uns Aussenstehende ist nicht offensichtlich, wie wir helfen können. Jede Situation ist anders, jeder Mensch reagiert anders. – In der Bibel gibt es die Geschichte von Hiob. Vier Freunde kamen zu ihm, nachdem er alles (auch seine Kinder) verloren hatte. Und die Freunde waren eine ganze Woche bei ihm, ohne zu reden. Sie waren einfach da und haben Anteil genommen. (Nachher haben sie dann schon gesprochen und mit ihrem Reden Salz in Hiobs Wunden gestreut!) Eine Woche da sein und schweigen können! Für die wenigsten von uns ist das machbar. Aber wir können nachfragen; Hilfe anbieten, ohne uns aufzudrängen; uns nicht verletzen lassen, wenn das nicht ankommt, was wir gutmeinend angeboten haben. Eine Karte schreiben und keinen Dank erwarten… Und vor allem nicht ungeduldig sein.
Loslassen und wieder annehmen
In der Bibel finden wir eine kurz erzählte Geschichte*. Ein Vater „verliert“ seinen zweiten Sohn. Ausser dass der sein Zuhause verlässt, nimmt er noch sein Erbteil mit. – Jahrelang weiss die Familie nichts von ihm. Lebt er noch? Ist er gestorben? Die Geschichte schweigt auch darüber, wie viele Jahre vergangen sind. Aber eines Tages sieht der Vater (der Ausschau gehalten hat, vielleicht jeden Tag?) in der Ferne seinen Sohn kommen und läuft ihm entgegen.
Einige Gedanken zu dieser Geschichte: Der Vater konnte loslassen. Das ist eine Kunst, die wenige einfach so können. Aber wenn es gelingt, macht Loslassen frei. Der Vater ist nicht an seinem Schmerz zerbrochen. Dass er ihn empfand, erfahren wir erst, nachdem der Sohn wieder daheim war**: „Dieser mein Sohn war tot und lebt wieder, er war verloren und ist wieder gefunden worden.“ – In der Erzählung vergeht kaum Zeit zwischen dem tragischen Verlust und dem „Happy End“. Die Jahre des Schmerzes und der Trauer werden im Bericht übergangen. Für mich bedeutet es, dass der Vater weiter leben konnte, nicht verbittert, nicht zerbrochen, sondern offen für die Zukunft. Darum war die Freude über die Rückkehr des „verlorenen“ Sohnes so gross und eine Riesenparty wert.
Der Schmerz des Sohnes
Auch der Sohn litt Schmerzen. Fast verhungert, mit zerlumpten Kleidern gleicht er nicht mehr dem jungen Kerl, der damals weggegangen war. Es war kein einfacher Weg, den er gehen musste. Die Rückkehr bedeutete für ihn, sein Scheitern einzugestehen: Ich hab’s nicht geschafft, ich bin am Ende. Seine einzige Hoffnung war: zurück zum Vater. – Die Geschichte ist ein Gleichnis. Sie bedeutet mehr, als was sie erzählt. Es gibt viele Töchter und Söhne, Frauen und Männer, die ihren Ursprung verleugnen, die das Kapital, das ihnen als Erbe zur Verfügung steht, auf verschiedene Weise durchbringen. Vielleicht sind sie von aussen gesehen erfolgreich und nagen nicht am Hungertuch. Es kann aber auch sein, dass sie spüren, dass ihnen das Wichtigste im Leben fehlt. Wenn ihnen das bewusst wird, egal in welch verzweifelter, beschämender oder aussichtsloser Situation sie sich befinden, gibt es den Weg zurück. Der Vater nimmt mich an als sein Kind, auch wenn ich ihn verlassen habe. Bei ihm ankommen, heisst getröstet werden, in meinem Schmerz. Das habe ich persönlich erlebt, mehr als einmal. Es gibt diesen Vater, der auf uns Menschen wartet. – Auch auf Eltern im Schmerz.
Anna Elisabeth Baldinger-Bots, 078 800 86 21
* Bible.com/de/bible/73/LUK.15.11-2. HFA
**https://www.kunstkopie.de/a/rembrandt/rueckkehr-des-verlorenen.html oder (als Beitragsbild eine Reproduktion von J. Weber)
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Erinnern Sie sich an den Song des Jodelclubs Wiesenberg? Vor wenigen Jahren war er während Wochen an der Spitze der Hitparade.
Was mich an diesem Song berührt, ist neben dem Jodel der Text. Selbst wenn Jodelmusik Ihnen fremd ist, lohnt es sich, den folgenden Link im Telefon oder im PC einzugeben und das Lied gleich mal anzuhören: https://m.youtube.com/watch?v=dg3VBr7EdXM
«I ha ghört vom Land ob de Wulchä, s gäbi det e kei Not, Ängscht und Chrieg. Möcht i einisch is Land ob de Wulchä und hoffe, ich dörf spöter det hi.
Ha scho ghört vom Land ob der Wulchä, vo dem Liächt und der ganz grosse Ruhä. Es heig o für mi no es Plätzli, wenn ich uf da Erdä guät tuä.
Das wär mis Ziel, das wär mi Wäg, wenn ich stah am Himmelsstäg. Das wär mi Wunsch, am Ändi scho, als friedlechs Liächt in Himmel z cho.
Ha scho ghört vom Land ohni Tränä, vom helle Liächt und Sorge los, a friedlechi Wäut für immer, es Himmelland riesegross.
Darf i später is Land ob de Wulchä, mini Frind und diä Liäbschtä det gseh, alli Beschwärde, Ängst und alli Liide ohni Lascht und ganz sorglos si.
Das wär mi Wunsch, am Ändi scho, als friedlechs Liächt in Himmel z cho, mir wärdet üs ganz sicher gseh.» Ramon Hauser (ramon.hauser@gmail.com)
Dieser wochenlange Hitparadenerste bringt die ur-menschliche Sehnsucht nach Gott zum Ausdruck. Vom «Hörensagen» ahnen wir, dass es so ein Sehnsuchtsland gibt. Ein Land, in dem keine Not, keine Angst und kein Krieg mehr ist, ein Land, wo ich meine Freunde und Liebsten wieder sehen werde, ein Land, wo es keine Beschwerden, keine Ängste und kein Leid mehr geben wird, wo ich ohne Lasten und ohne Sorgen sein darf.
Zu schön, um wahr zu sein? Ein imaginäres Paradies? Eine Traumwelt, Produkt menschlichen Denkens, angesichts der Tränen und des Leids in dieser Welt?
Die Männer vom Jodelclub Wiesenberg bringen die Sehnsucht nach diesem «riesengrossen Himmelland» feinfühlig zum Ausdruck, die Sehnsucht nach Befreiung aus (den Sorgen) dieser Welt.
Wenn wir einmal unsere Geräte ausschalten, uns von permanenter, echtzeitlicher Information abkoppeln und uns erlauben, zur Ruhe zu kommen, dann ist es wahrscheinlich, dass wir diese Sehnsucht auch in uns drin wahrnehmen.
Zu schön, um wahr zu sein?
Nein, dieses Himmelland, dieses «Land ob de Wulchä» ist uns verheissen. Es muss dieses Land geben. Ausserhalb von Raum und Zeit. In der Gegenwart Gottes.
Wie kommt man dorthin?
«Wenn ich uf der Ärde guet tuä.» Das ist eine weit verbreitete Überzeugung. Aber was heisst «gut tun»? Richtig leben ist schwierig und reicht trotzdem nicht aus, weil wir uns bei der Frage nach dem Guten immer wieder verhaspeln. Frösche und Igel vor dem Überfahren werden bewahren ist eine sehr gute Sache, aber gleichzeitig erlauben unsere Gesetze, dass viele ungeborene Kinder nicht ins Leben zu uns kommen dürfen. Das ist nur ein Beispiel in unserer widersprüchlichen Realität. Was ist gut, wenn bloss der Zweck die Mittel heiligt?
Jesus hat einem Mann auf die Frage nach dem Guten geantwortet: « Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein.» Wenn wir «gut tun» wollen, müssen wir uns nach dem lebendigen Gott ausrichten. «Weil wir diesem Massstab nie genügen können, hat Gott mit Jesus, seinem Tod am Kreuz und seiner Auferstehung eine Lösung für uns geschaffen. «Gut tun» heisst im biblischen Sinn, meine Sehnsucht nach diesem «Land ob de Wulchä» vor Jesus zu bringen und seine am Kreuz für mich erworbene Vergebung für mich persönlich zu beanspruchen. «Kehrt um, tut Busse und glaubt an das Evangelium», ist eine Formulierung von Jesus, in der Bibel bis heute übermittelt, die diese Entscheidung umschreibt. «Gut tun» im Sinne Gottes heisst zunächst, erkennen, dass mein Wesen im Kern in den Augen Gottes «verdorben» ist. Darum kommt ER uns entgegen und löst das Problem radikal. Diese Aufforderung zur Umkehr ist an jeden einzelnen Menschen persönlich gerichtet. Wer nun die gute Nachricht hört, annimmt und Jesus nachfolgt, nimmt dabei niemandem etwas weg, denn auch die Gnade Gottes ist riesengross. Es gibt genug Gnade Gottes und genug Raum im «Land ob de Wulchä». Der reale Tod von Jesus und seine reale Auferstehung sind Garantie für einen Platz «im Himmel». Aber an diesem Tod und dieser Auferstehung kommt niemand vorbei.
Seien wir ehrlich: Wenn es dieses «Land ob de Wulchä» wirklich gibt, dann würden sehr viele von uns einstimmen in den Jodelrefrain: «Das wär mi Wunsch am Ändi scho, … in Himmel z cho.»
In der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel, wird dieses «Land ob de Wulchä» eindrücklich beschrieben:
UND ER [der lebendige Gott] WIRD JEDE TRÄNE VON IHREN AUGEN ABWISCHEN, UND DER TOD WIRD NICHT MEHR SEIN, NOCH TRAUER, NOCH GESCHREI, NOCH SCHMERZ WIRD MEHR SEIN; DENN DAS ERSTE IST VERGANGEN. UND DER, WELCHER AUF DEM THRONE SASS, SPRACH: SIEHE, ICH MACHE ALLES NEU. UND ER SPRACH: SCHREIBE! DENN DIESE WORTE SIND GEWISS UND WAHRHAFTIG!
(Offenbarung, 21,4)
«Das wär mi Wunsch am Ändi scho, …. in Himmel z cho.»
Hansjörg Baldinger
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Erinnern Sie sich noch: Als Kinder hatten wir manchmal gelogen, einfach um uns vor Strafe zu schützen. In unserer kindlichen Not hatten wir uns so weit in unsere Lüge hineingesteigert, dass wir sie zuletzt glaubten und überzeugt waren, die letzten Pralinen aus der elterlichen Schachtel nicht stibitzt zu haben. Wir waren Kinder und konnten einfach der Versuchung nicht widerstehen. Früher oder später lernten wir, dass Lüge zerstörerische Folgen hat, weil sie uns gefangen nimmt und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen verdirbt. Mit zunehmendem Alter mussten wir den Zusammenhang von Reden/Handeln und dafür Verantwortung übernehmen verstehen lernen. Die Versuchung, sich mit einer Lüge aus der Verantwortung zu stehlen, war so gross, weil sie anfänglich ein schneller Ausweg aus einem Fehlverhalten zu sein schien. Dieser Prozess hatte seinen Preis. Und nicht alle Kinder haben ihn durchlaufen, und deshalb ist Lügen für einige Erwachsene zu einem Lebensmuster geworden. Früher oder später führt Lüge aber in eine Sackgasse, weil die Wahrheit ans Licht kommt.
Nicht erst unter Vladimir Putin ist die Lüge integraler Bestandteil nationaler russischer Politik geworden. Das war schon in der Sowjetunion so. Aber heute erleben wir in erschütternder Weise, wie Lüge in eine Sackgasse führt. Was wir als Kinder an uns selber beobachten konnten, gilt für Staatsmänner ebenso. Wenn wir über lange Zeit Lügen aussprechen, enden wir damit, dass wir sie selber glauben. Das gilt für Vladimir Putin. Er glaubt die Lügen, die er über Jahrzehnte gelehrt bekommen, übernommen und verbreitet hat. Wie immer der Ukraine-Krieg ausgeht, ist jetzt schon klar: Er endet in einer unfassbaren Katastrophe. Und die Lüge zerschellt an der Wahrheit.
Aber:
Haben wir im Westen nicht auch unsere Lügen, die wir wie Mantras endlos wiederholen und längst glauben? Da ist die wirtschaftliche Wachstumslüge, die Diskriminierungslüge, wonach ich, wenn ich anderer Meinung bin, mein Gegenüber diskriminiere, die Materialismuslüge, dass mehr haben glücklicher macht, die Gleichstellungslüge, dass wir alle die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben müssten, die Lüge unbeschränkter individueller Freiheit usf.
Die Mutter aller dieser Lügen aber ist die Lüge, es gebe keinen Gott. Dabei ist es so offensichtlich, dass sich die ganze Schöpfung in ihrer mikro- und makrokosmischen Form nicht einfach durch Zufall, ohne Impulse «von aussen», aus sich selbst heraus hat entwickeln können. Wir glauben ja auch nicht, dass ein PC sein Betriebssystem selber entwickelt und auf sich installiert hat…
Haben wir uns mit dieser grundlegendsten aller Lügen nicht eingebunkert in einem beschränkten Lebensraum ohne Gott? Diese Gott-Losigkeit erscheint uns als grosse Errungenschaft, Befreiung aus «moralischer Unterdrückung». Dabei übersehen wir, dass gerade die Beschränkung auf eine materielle Welt oder auf eine innerseelische Spiritualität uns einengt und verhindert, in eine persönliche, authentische Beziehung mit dem einzigen wirklich existierenden Gott zu treten.
Die Idee einer Welt ohne Gott ist schon fast so alt wie die Menschheit selbst. Darf ich es in der unzimperlichen Sprache aus der Psalmensammlung im Alten Testament (vor ca. 3000 Jahren) zitieren: «Wer sich einredet: ‘Gott gibt es überhaupt nicht!’, der ist unverständig und dumm.»(Psalm 14,1). Der französische Philosoph, Mathematiker und Physiker Blaise Pascal hat vor über 350 Jahren nachgedoppelt: «Wer Jesus Christus nicht kennt, weiss nichts von Gott, nichts von der Welt und nichts von sich selbst»(Pensées, Fragment 417 (548)).
Letztlich geht es darum, dass wir frei («erlöst») werden von dieser Urlüge. «Erlösung» im biblischen Sinn meint, dass das Virus der Lüge in unserem Wesen durch Gott selber repariert werden muss. Bei allem Schrecklichen dieser Wochen dürfen wir nicht vergessen: Russen, Ukrainer und Westler benötigen diese Reparatur dringend. Wir im Westen sind nicht einfach die Friedfertigen, die Gerechten. Auch wir haben dringend Korrektur von Gott nötig. Auch unser Herz ist beschädigt («böse», «sündig») durch diese Urlüge. Das zeigt sich auf struktureller wie auf individueller Ebene: Die westliche Welt hat mit den russischen Oligarchen Geschäfte gemacht, ihnen die teuren Villen verkauft, die tollen Jachten gebaut. Dabei haben wir gewusst, dass Letztere sich beim Zusammenbruch der Sowjetunion schamlos die Rohstoffe des Landes unter den Nagel gerissen haben. Wir haben es gewusst.- Wir alle haben in unseren persönlichen Emotionen schon Menschen «beseitigt» aus Wut oder Verbitterung, Lehrer, Nachbarinnen, Klassenkollegen, die Verkehrsteilnehmerin vor mir… Nach dem Massstab, den Jesus in seiner Predigt auf dem Berg an uns anlegt, ist nicht nur Putin ein Mörder. Auch ich, Sie.
Unsere Lebenslüge besteht darin, dass wir glauben, es gebe niemanden über uns, wir seien nicht erneuerungsbedürftig von Gott her, und immer noch denken: Wenn alle so wären wie ich, würde es besser aussehen auf der Welt. Heute, nach bald 60 Jahren leben mit Jesus, ist mir ganz klar: Die Welt ist so, wie sie ist, weil ich in meinem Wesen so bin, wie ich bin.
Eine Lüge wird nicht wahr, auch wenn ich sie so lange wiederhole, bis ich sie glaube. Wir können diese Lebenslüge aufgeben, weil Jesus am Kreuz für mich, für Sie gestorben ist, die Strafe an unserer Stelle physisch erlitten hat. (vgl. den Film von Mel Gibson; Jesus!). Karfreitag ist der Erlösungstag und Ostern dessen unwiderlegbare Bestätigung: Gott selber hat diesen grausamen Tod auf sich genommen und damit die Gefangenschaft in der Lüge in uns überwunden. An meiner, an Ihrer Stelle. Auch an Putins Stelle… Wenn wir die Lebenslüge der eigenen Rechtschaffenheit und Autonomie nicht als solche anerkennen, machen wir Jesus erneut zum Lügner und bleiben im Prinzip der Lüge gefangen. Zwischen Putin und mir sind nur graduelle Unterschiede in den Auswirkungen dieses mörderischen Prinzips.
Jesus hat seinen Zuhörern, die ihm vertrauten, gesagt:
Wenn ihr meine Worte in euch aufnehmt und in euch bewahrt, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die WAHRHEIT ERKENNEN, UND DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN.» (nach Johannes-Evangelium, 8,32). Wollen wir wirklich auf diese Freiheit verzichten?
Hansjörg Baldinger
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Erinnert Sie dieser Titel an etwas? Vielleicht an den kirchlichen Unterricht oder an eine Predigt in einem Pflicht-Gottesdienst als Konfirmandin oder in einer Messe als Firmling?
Wie immer auch. Kein Problem. Es ist der Anfang eines Jesus-Zitates (Johannes 15,7). Jesus hat in einem Lehrblock seinen Zuhörern Folgendes gesagt: «Wenn ihr in mir bleibt, und meine Worte in euch bleiben…». In Jesus bleiben, was soll denn das? Wie kann man «in» einer Person bleiben? In ihm bleiben bedeutet, eins sein mit ihm. Oder moderner, psychologisch ausgedrückt: Meine Identität in Jesus haben. Dann weiss ich, wer ich bin in den Augen von Jesus und ich habe eine Vorstellung von dem, wer Jesus ist. Also: Wer in Jesus bleibt, verbindet sich ganz eng mit Jesus.
Wie kann das denn geschehen? Jesus doppelt nach und sagt: «…und meine Worte in euch bleiben, …». Damit meint Jesus, dass sein Wort, seine Botschaft, seine Lehre in einem Menschen «wohnt», wenn dieser sie vertrauensvoll aufnimmt, sich die Worte von Jesus buchstäblich «zu Herzen nimmt».
Das geschieht aktiv. Ein Mensch nimmt sich die Worte von Jesus ins Herz. Das bedeutet, dass er für einmal allen Schutt von Vor-Urteilen und Fake-News über Bibel und Jesus und alle Skandale seines Bodenpersonals beiseitelässt und sich voll Vertrauen dem annähert, was Jesus gelehrt hat. Was Jesus gelehrt und getan hat, können wir letztlich nur durch die Bibel erfahren. Sich der Botschaft von Jesus annähern bedeutet, selber (!) die Texte der Evangelien lesen und darüber nachdenken, sie nicht a priori skeptisch hinterfragen, sondern zunächst einmal unvoreingenommen lesen, was dasteht, so als wäre das alles allein für mich hier und jetzt geschrieben worden, als würde Jesus selber zu mir sprechen.
«Wenn ihr in mir bleibt, und meine Worte in euch bleiben», ja, was dann? «Dann werdet ihr tatsächlich meine Jünger sein.» Jünger?? Möchten Sie gerne Jünger oder Jüngerin sein? Eine Jüngerin von Jesus ist eine Anhängerin von Jesus, eine, die Jesus anhängt wie ein Kind, das seinem Vater voll vertraut und ihn mit seinen kleinen Armen umschlingt. Ein Anhänger sucht den engen geistig-emotionalen Kontakt zum Lehrer. Gerät man da nicht in Abhängigkeit vom Lehrer? Ja, sicher, das ist so. Aber die Gefahr einer Abhängigkeit besteht nur bei menschlichen Gurus, in einzelnen Fällen leider auch bei Gottes menschlichen Repräsentanten. Ein menschlicher Guru baut seine Anhängerschaft gerade auf solcher Abhängigkeit auf. Bei Jesus, wie er sich uns in der Bibel und durch den Heiligen Geist zeigt, besteht diese Gefahr nie. Im Gegenteil, Jesus hat seine Lehre nie den Erwartungen seiner Zuhörer angepasst.
Ein Jünger, eine Anhängerin von Jesus sein erfordert Lernbereitschaft. Eine Lernbereitschaft, in der nicht ich das Sagen habe, sondern in der ich Jesus das Reden zu mir erlaube. Als Lernbereite(r) versuche ich mich mit Haut und Haar seinem Einfluss auszusetzen. Ich suche ihn mit allen Mitteln. Seine Person, sein Wort darf und soll mich beeinflussen und lenken, korrigieren und ermutigen. Das kann gefahrlos geschehen, weil Jesus durch seinen Tod am Kreuz zu 100% als manipulationsfrei «zertifiziert» ist. Er hat sein Leben für mich, für Sie gegeben, auf Vorschuss, mit dem Risiko, dass wir das ignorieren.
Was gewinne ich, wenn ich mich so an Jesus «hänge» und ihm die Souveränität über mein Leben anvertraue? Zunächst opfere ich meine Autonomie (Selbstbestimmung) und gewinne die Wahrheit.«… und ihr werdet die Wahrheit erkennen.» Ich erkenne: Jesus ist die Wahrheit. Leider fehlt uns der Raum, diese Behauptung im Detail zu belegen. Aber so viel sei gesagt: Ich gewinne die Wahrheit über Gott, dass und wie er ist, über seine Heiligkeit und Allmacht – und über seine Liebe zu mir und zu Ihnen. Und ich gewinne die Wahrheit über mich selber, darüber wer ich in den Augen Gottes bin: Ein verletzter, Schuld beladener («sündiger») Mensch, einer der trotz Versagen und Fehlverhalten mit dem «Anfänger und Vollender» des Universums in einer engen Liebesbeziehung leben darf. Das gibt tiefe Geborgenheit über den Tod hinaus in einer turbulenten Welt. Ist es nicht das, was wir alle bewusst oder unbewusst suchen?
Zu schön, um wahr zu sein? Nein!
In dieser gegenseitigen Liebe erkenne ich, dass das Wort von Jesus wahr ist, alles überragende Autorität hat und umfassendste Wirklichkeit ist und dass alles so ist, wie Jesus sagt. Und genau diese Wahrheit über Gott und mich setzt mich frei. Dassagt Jesus zu, wenn er fortfährt: «… und die Wahrheit wird euch frei machen!». Frei vom Fluch, schöner, fähiger, intelligenter, schlanker, leistungsfähiger, liebenswerter sein zu wollen, eine bessere Welt schaffen zu müssen, frei vom Fluch der eigenen Leistung. Frei auch anderen Gutes zu tun, ohne Gewinn für mich oder Vorleistung von ihnen. Diese Wahrheit hilft mir, andere zu lieben wie mich selbst. Diese Freiheit wird nicht einfach automatisch übergestülpt, sondern sie ist ein lebenslanger Prozess auf der Basis, dass Jesus mich am Kreuz vor ihm, vor anderen und v.a. vor mir selber schon rehabilitiert hat.
Wie kann ich in diesen Prozess kommen? Indem ich die Bibel vertrauensvoll lese und «be-herzige». Und indem ich mich Menschen, quasi einer Selbsthilfegruppe, anschliesse, die auch in diesem Prozess unterwegs sind. Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass dieser Weg gleichzeitig mit Freuden, aber auch mit Leiden verbunden ist. Jesus ist keine Wünschelrute, die mir alle Wünsche erfüllt und alle Probleme aus dem Weg räumt. Er möchte Herr, Ermutiger, Freund und Coach an meiner Seite sein, der mich mit Ausdauer zum Ziel leiten und begleiten will: In die Herrlichkeit seiner unmittelbaren Gegenwart.
Wollen wir uns das wirklich durch Vor-Urteile und Fake-News vermiesen lassen? Den Entschluss, diesen Prozess zu wagen, ist allein meine persönliche Verantwortung, niemand kann mich dazu zwingen («bekehren»!!) und niemand kann mich davon abhalten. Es sei denn, dass ich selber den Vor-Urteilen und medialen Fake-News über Jesus mehr Glauben schenke als den Augenzeugen, die unabhängig voneinander Leben, Lehre und Wunder von Jesus beschrieben haben. Sie sind diesem Jesus teilweise unter Lebensgefahr nachgefolgt und bezeugen uns bis heute, die Echtheit dieses Jesus-Wortes:
«WENN IHR IN MIR BLEIBT, UND MEINE WORTE IN EUCH BLEIBEN, SO WERDET IHR WIRKLICH MEINE JÜNGER SEIN, UND IHR WERDET DIE WAHRHEIT ERKENNEN, UND DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN.»
P.S. Bitte beachten Sie, dass ich zwei Worte von Jesus kombiniert habe, indem ich zwei Zitate zu einem verflochten habe: Johannes 8, 31+32 und Johannes 15,7. Ein durchaus erlaubtes Vorgehen, weil die «Message» dadurch nur noch deutlicher wird.
Hansjörg Baldinger
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Diese Pandemie, meine ich. Wenn man bald wieder zur Tagesordnung übergehen könnte; einfach so – wie früher.
Ja, wenn wirklich alles bald vorbei wäre, was wäre dann?
Es wäre nicht mehr wie vorher. Das ist uns allen klar. – Dann käme die Zeit des Aufarbeitens, das Streiten um die entstandene Schuldenlast, um Vergütungen an Benachteiligte, darum, was man hätte besser machen sollen. Aus der Rückschau werden dann viele schon immer gewusst haben, was man wann wie hätte machen müssen. Es wird gegenseitige Schuldzuweisung geben. Dabei haben unsere «Oberen» nach bestem Wissen und Gewissen in ebenso dramatischen wie komplexen Situationen einen Weg gesucht. Und sie haben es wirklich nicht schlecht gemacht.
All das Unschöne, das «danach» noch auf uns zukommen wird, hat eine viel tiefere Ursache. Auch wenn die medizinische Bedrohung auf ein alltägliches Mass zurückgegangen sein wird, werden «Demokratie verteidigende» Impfgegner und «Freiheit bedrohende» Impfbefürworter nicht über Nacht zu Freunden werden. Die Spaltung geht tief. Sie war schon vor der Pandemie da. Die Gegensätze sind vielfältig.
All das Unschöne, das «danach» noch auf uns zukommen wird, hat eine viel tiefere Ursache. Auch wenn die medizinische Bedrohung auf ein alltägliches Mass zurückgegangen sein wird, werden «Demokratie verteidigende» Impfgegner und «Freiheit bedrohende» Impfbefürworter nicht über Nacht zu Freunden werden. Die Spaltung geht tief. Sie war schon vor der Pandemie da. Die Gegensätze sind vielfältig.
Aber warum werden die Meinungsverschiedenheiten so heftig ausgetragen?
C.S. Lewis, der berühmte englische Literatur-Professor und Schriftsteller schrieb einmal sinngemäss: Wer das Absolute (Gott) abschafft, setzt sich bald selber absolut. – Heute denken viele, dass es keine absolute Wahrheit gebe, Wahrheit sei immer relativ. Der Verlust einer letztlich für alle gültigen Wahrheit führt zum Verlust von Autorität und Konsens in einer Gesellschaft. Folge davon ist der Zerfall der Gesellschaft in entgegengesetzte Überzeugungsgruppierungen, die sich mit missionarischer Heftigkeit bekämpfen.
Was könnten wir aus dieser Pandemie lernen?
Ist das Virus den Zauberlehrlingen im Labor in Wuhan zufällig oder gezielt entwichen oder ist diese Pandemie eine «Strafe Gottes»? Das Erste werden wir wohl nie mit Sicherheit wissen, das Zweite sollte theologisch so nicht postuliert werden. Aber die Frage sei erlaubt, ob und was Gott uns an diesen Ereignissen vor Augen führen möchte?
Der erste naheliegende Schluss ist, dass die Pandemie nicht das eigentliche Problem, sondern bloss Katalysator einer tieferen Krise ist.
Die Krise könnte so beschrieben werden: Wir haben «es» nicht im Griff. «Es» meint nicht nur die Pandemie, sondern die Fragen von «richtig» und «falsch» in den vielen Spannungsfeldern, die Frage nach dem, was wir beeinflussen können und was nicht. Wir haben viel«es» nicht im Griff. Sollten wir uns das nicht eingestehen? Wenn wir das akzeptieren, kann uns das teilweise schützen vor der Verabsolutierung unserer eigenen Ansichten und vor der Heftigkeit unserer Meinungsäusserung. Wir wären zurückhaltender mit unserer Kritik. Wir wären uns unserer Grenzen viel mehr bewusst. Wir wären bescheidener.
Was hat das mit Gott zu tun?
Sehr viel. Jesus sagt: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als durch mich.» (Johannes Evangelium 14, 6). Jesus stellt dem relativen Wahrheitsbegriff unserer Zeit seinen absoluten Wahrheitsanspruch entgegen: Jesus ist die Wahrheit. Er sagt nicht: Ich zeige euch den Weg und lehre euch die Wahrheit, sondern: Ich bin der Weg und die Wahrheit. Das heisst, Leben und Wirken von Jesus sind letzte Autorität über Nationen, Rassen, Individuen und Überzeugungen. Seine Wunder bestätigen die göttliche Autorität seiner einmaligen Lehre. Seine Auferstehung bestätigt seine Herrschaft bis in alle Ewigkeit. Wenn wir diese Realität anerkennen und hier und jetzt in eine persönlichen Glaubensbeziehung mit Jesus treten, werden zwar nicht alle Spannungen im Handumdrehen vom Tisch, nicht alle Fragen beantwortet sein, aber die persönliche Ausrichtung auf diese «Wahrheit-Person» wird uns in Schranken weisen und uns selber verändern. Das Auseinanderdriften unserer Gesellschaft und das «Verloren sein» (Orientierungslosigkeit) des Individuums könnte massiv gebremst werden. Wir brauchen diese uns übergeordnete absolute Autorität unbedingt, weil nur sie uns voreinander schützen und sogar einen kann. Jesus sagt auch: «Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen.» (Matthäus 24,35).
So wird es sein.
Hansjörg Baldinger
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Zur Erinnerung: Jesaja war der vielleicht bekannteste jüdische Prophet, der um 700 v.Chr. in Jerusalem und Umgebung gewirkt hat. Ob er Schokolade gegessen hat, wissen wir nicht. Höchst wahrscheinlich nicht, obwohl ein bitterer Kakaotrank zu seiner Zeit in Mittelamerika bereits bekannt war.
Wir aber essen an Weihnachten Schokolade. Und Schokolade steht für den ganzen materiellen Überfluss, der mit Weihnachten verbunden ist. Er hat heute Weihnachten so vereinnahmt, dass der eigentliche Anlass dafür, warum wir Weihnachten feiern, zum grossen Teil verloren gegangen ist. Historisch ist es aber eindeutig: Ursprung von Weihnachten ist die Geburt von Jesus Christus. Sie hat vor rund 2000 Jahren stattgefunden. Die Kakaobohne und die daraus entwickelte Schokolade trat ihren Siegeszug nach Europa und um die Welt erst nach der Entdeckung von Amerika durch Columbus an und der heutige praktische Materialismus ist ohnehin erst knapp 50 Jahre alt.
Eines aber steht fest: Jesaja hat ein Weihnachtswort ausgerufen, das mit der Geburt von Jesus fassbare Realität geworden ist. Ein Wort, das durch alle Jahrhunderte hindurch bis auf den heutigen Tag höchste Aktualität hat:
«Die Menschen, die im Finstern leben, sehen ein grosses Licht; hell strahlt es auf über denen, die ohne Hoffnung sind.» (Jesaja 9, in enger Anlehnung an die Übersetzung «Hoffnung für alle»)
Wenn wir einmal von der historischen Situation absehen, in die hinein Jesaja damals gesprochen hat, und dieses Wort nur in seiner heutigen Aktualität bedenken, so erscheint dieser Rufer doch ziemlich arrogant. Wer würde heute in einer Zeit höchster wissenschaftlicher und technologischer Errungenschaften zu behaupten wagen, dass wir «im Finstern leben». Im Klartext heisst das doch, dass unser Erkennen und Denken verdunkelt ist. Wir Heutigen sehen das anders: Das Mittelalter war das «dunkle» Zeitalter. Technologisch, wissenschaftlich wissen und können wir heute unendlich viel mehr. Unsere Zeit hat sehr viele wunderbare Errungenschaften hervorgebracht: Freiheit, technische Hilfsmittel, Würdigung der Frauen, Individualität, Achtung von Minderheiten, Rücksichtnahme auf die Schöpfung, starke Sozialsysteme, verstärktes Bewusstsein von Solidarität, Ablehnung von Krieg und Gewalt.
Aber im ethischen, im zwischenmenschlichen Bereich? Gleiten wir da nicht in zunehmende Finsternis ab (aussereheliche Fremd-Samenspende, Polyamorie, teilweise ausbeuterische Arbeitsbedingungen, unfassbare Geldgier im Immobilien- und Bankensektor)? Ist nicht auch das Dunkelheit in unserer Gesellschaft, wenn in der Schweiz jedes Jahr über 10’000 Kinder nicht zu uns in die Welt kommen dürfen? Sie beginnen jetzt schon überall zu fehlen. Ist diese Todeskultur nicht Finsternis? Führt unser materialistisch geprägter Individualismus (Egoismus) nicht in die Dunkelheit zerbrochener Beziehungen, in schmerzende Vereinsamung? Ist unser materialistisches Weltverständnis nicht verdunkelnde Einschränkung? Rühren diese Fragen nicht an düstere Widersprüche in unserer Zeit? Es ist nicht einfach die Dunkelheit der kurzen Wintertage, die im Advent und um Weihnachten Menschen lähmt. Es ist auch – oder vielleicht hauptursächlich – die Hoffnungslosigkeit in unseren Herzen.
Es gibt so viele Menschen ohne Hoffnung auf dieser Welt: Migranten, die an den Stacheldrahtzäunen der Durchgangs- oder Zielstaaten hängen bleiben, zum Spielball politischer Interessen werden. Aber auch unter uns gibt es Menschen, die keine Hoffnung haben, die mit unerfüllten Wünschen leben müssen, die vor der Unausweichlichkeit einer Krankheit oder des Todes jede Hoffnung verloren haben. Auch wenn sie bei uns nicht physisch verhungern, lechzen ihre Seelen im materiellen Überfluss nicht nach Annahme und Sinn? Diese Menschen sind unauffällig und verbergen ihre Not oft hinter einem freundlichen Lächeln. Menschen ohne Hoffnung, für die die gleissenden Shopping-Malls nur Dunkelheit und Hohn sind.-
Würde Jesaja, wenn er heute unter uns leben würde, über Instagram oder WhatsApp noch so zu uns reden? Zu Menschen, die «im Finstern leben»? Wir wissen es nicht. Aber: durch sein Weihnachtswort, das uns die Bibel ziemlich getreu überliefert, tut er es immer noch.
Jesaja bleibt jedoch nicht bei der Finsternis stehen. Die Dunkelheit ist nur der Ausgangspunkt seiner Prophetie, sozusagen die Diagnose. Jesaja redet von einem grossen Licht, das hell aufstrahlt über denen, die ohne Hoffnung sind. Aber über all dieser Hoffnungslosigkeit, dieser Dunkelheit strahlt ein helles Licht, ruft uns Jesaja zu. Gleichsam die Therapie, der Ort der Hilfe. Was Jesaja nicht wissen konnte, können wir heute auf Grund biblischer Berichte und persönlicher Erfahrung wissen: Mit der Geburt von Jesus ist die Finsternis zu Ende. Sein helles Licht strahlt über allen, die keine Hoffnung haben. Jesus Christus ist das Licht, von dem Jesaja Jahrhunderte im Voraus gesprochen hat. ER ist die Hoffnung in aller Dunkelheit.
Licht im biblischen Sinne meint nicht Erleuchtung durch irgendeine unpersönliche kosmische Energie, sondern letzte Wahrheit, Anfang und Ende, Alles in Allem, und v.a. Beziehung: Die Liebe des himmlischen Vaters, der sich in Jesus, seinen Söhnen, seinen Töchtern zuneigt und ihnen nahe sein will. Das gibt Geborgenheit.- In Jesus erkennen wir das Licht, das über der hell erleuchteten Finsternis unseres materiellen Überflusses scheint. In IHM erkennen wir, dass Hoffnung auf seine Nähe, auf seine Annahme und Barmherzigkeit hier und jetzt und auf das ewige Leben, berechtigt ist. Unter seiner Leitung, in seinen Ordnungen, kann es gelingen, dass die oben erwähnten positiven modernen Errungenschaften uns erhalten bleiben und uns davor bewahren, sie bald eigenhändig zu verderben.
Im Licht von Jesus werden Advent und vor allem Weihnacht wirklich zu Weihnacht, zur geweihten, einmaligen Nacht, zum zentralen Ereignis in der Menschheitsgeschichte, durch das sich der einzige Gott des Universums uns Menschen behutsam angenähert hat und nahe bleibt. So wird die feine Schweizer Schokolade aus der Pralinenschachtel zu einer sanften Erinnerung an das grosse Geschenk Gottes. Gerade auch für die Hoffnungslosen, wenn wir mit ihnen unser Leben und unsere Freude ganz praktisch teilen.
Lieber Leser, liebe Leserin, kennen Sie Menschen, die ohne Hoffnung sind?
Oder sind Sie gar selber einer?
Bitte reden Sie zu diesen Menschen von diesem Licht Jesus Christus. Oder als selbst Betroffene(r) vertrauen Sie Ihr Leben diesem Licht an. Ganz simpel, indem sie die Worte des Propheten Jesaja allein in Ihrem Zimmer laut aussprechen:
«Die Menschen, die im Finstern leben, sehen ein grosses Licht; hell strahlt es auf über denen, die ohne Hoffnung sind.». Und fügen Sie einfach hinzu: «Dieses Licht bist du, Jesus. Zeige dich mir!» Immer wieder. Das ist ein Gebet, das der lebendige Gott hören wird, weil es aus Ihrem Herzen kommt.
Hansjörg Baldinger
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Nein, ich meine nicht den kleinen, aber feinen christlichen Buchladen beim alten Bahnhof bei uns in Laupen. Der wäre einen eigenen Blog wert, denn: lang nicht jedes kleine „Stedtli“ hat so etwas vorzuzeigen…

Nein heute geht es um den Schlussstein in alten gemauerten Brücken oder Gewölben aus der Zeit vor den Eisenbetonkonstruktionen. Eckstein oder Schlussstein heisst der Stein, der als letzter in ein Gewölbe eingesetzt wird, bevor das Baugerüst entfernt wird. Er verhindert, dass die Brücke oder das Gewölbe einstürzen.
Der Eckstein als Metapher (Sinnbild) wird in der Bibel gleich an mehreren Stellen erwähnt, z.B. im Plädoyer von Petrus vor dem jüdischen theologischen Rat in Jerusalem. Dieser „Hohe Rat“ hatte Petrus und Johannes verhaften lassen, zwei Männer aus dem engsten Kreis um Jesus, die nach dessen Tod und Auferstehung zu den Hauptleitern der jungen christlichen Kirche gehörten. Ihre „Straftat“ bestand darin, dass sie einen ca. 40 Jahre alten, von Geburt an gelähmten Mann durch Gebet geheilt hatten. Diese Heilung muss stattgefunden haben, denn sonst hätte dieses Schnellgerichtsverfahren gar nicht stattgefunden.
Auf die Frage der gelehrten Ratsherren, in welcher Autorität, in wessen Vollmacht Petrus und Johannes diesen Mann geheilt hätten, fasst Petrus, der ehemalige Fischer vom See Genezareth, schlicht die Fakten vom Geschehen um Jesus zusammen, das sich nur wenige Monate zuvor zugetragen hatte. Dabei macht er u.a. folgende Aussage:
„Es geschah im Namen von Jesus Christus aus Nazareth, den ihr habt kreuzigen lassen und den Gott von den Toten auferweckt hat. Seine Kraft hat bewirkt, dass dieser Mann hier gesund vor euch steht. Jesus Christus ist der Stein, den ihr, die Bauleute, voller Verachtung beiseitegeschoben habt und der zum Eckstein geworden ist. Bei niemand anderem ist Rettung zu finden; unter dem ganzen Himmel ist den Menschen kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden können.“ (Bericht über die Taten der Apostel („Apostelgeschichte“) 4, 10-12*).
Was der ungebildete Petrus vor diesem Gremium von sich gibt, ist eine unglaubliche Provokation, die dem damaligen jüdischen Mainstreamdenken total widersprach. Die Entrüstung der Mächtigen, die in religiösen und gesellschaftlichen Fragen das Sagen hatten, muss gewaltig gewesen sein, aber sie mussten die beiden Männer freilassen, weil die Fakten unwiderlegbar waren: Die Menschen in der Stadt kannten den gelähmten Mann und konnten mit eigenen Augen sehen, dass er nun geheilt war.
Die Mitglieder des Hohen Rates sind unsanft auf den Eckstein Jesus Christus aufgeprallt, den sie als „erledigt“ glaubten. Die Autorität von Jesus hat ihnen im schlichten Gebet und Zeugnis dieser beiden einfachen Männer einen Strich durch ihre Rechnung (Strategie) gemacht.
Was Petrus sagte, gilt heute noch genau so wie damals vor bald 2000 Jahren. Ich bin mir bewusst, dass die Provokation heute im aufgeklärten Europa unvermindert da ist. Wir können das Geschehen um Jesus aus unserem Denken eliminieren, in den Rahmen persönlicher Frömmigkeit verbannen, es damit aber nicht ungeschehen machen. Wir können die christlichen Werte, die Freiheit und Ordnung brachten und die Basis für Europas Erfolg bilden, umdeuten, wahr als unwahr deklarieren, eine neue Gesellschaftsordnung ohne Gott aufbauen wollen. In diesem Prozess stehen wir heute mitten drin und es ist jetzt schon abzusehen, dass wir unweigerlich in der einen oder andern Form an diesem Eckstein Jesus scheitern werden. Das haben die beiden prägenden Gesellschaftsentwürfe des 20. Jahrhunderts (Marxismus, Nationalsozialismus) überdeutlich gezeigt. Der Grund dafür ist einfach: Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in alle Ewigkeit. (Brief an die Hebräer, 13,8).
Das mutet alles so simpel an. In Realität sind darunter Generationen übergreifende Prozesse zu verstehen, wie z.B. die gezielte Dekonstruktion der christlich geprägten Ehe und (Gross-)Familie, die letztlich zur Entwurzelung des Individuums führen wird.
Langfristig werden nicht Covid-Patienten unsere Spitäler überbelegen, sondern die psychiatrischen Kliniken sind heute schon längst an ihren Kapazitätsgrenzen. Daran werden tiefe, innere Zusammenhänge fassbar, die im Skandieren verkürzter Gleichstellungs-Schlagworte völlig untergehen, aber trotzdem wirksam sind.
Noch aber ist nicht aller Tage Abend! Die Botschaft von Petrus beinhaltet eine grandiose Zusage: Im Namen von Jesus Christus ist „Rettung“, Hilfe, Bewahrung, Segen. Aber wir müssen erkennen, dass wir als Einzelne und als Nation „Rettung“ (Abhilfe von aussen) nötig haben und den Namen von Jesus ernsthaft anrufen sollen. Durch den Verlust der Mitte (Gott und sein Wort) wird unsere Gesellschaft immer widersprüchlicher werden, die gegensätzlichen Meinungen immer heftiger aufeinanderprallen, die Demokratien unregierbarer. Aber der Eckstein wird sich nicht ändern. Er ist Anker und Halt in einer innerlich zerfallenden Gesellschaft.
Hansjörg Baldinger
*Neue Genfer Übersetzung