Oh, verzeihen Sie, das ist nun wirklich eine unverschämte Frage. Aber ich meine sie nicht böse, nicht von oben herab im Sinne von: «Begreifen Sie denn gar nicht, das versteht doch jedes Kind!» Nein, ich meine die Frage nicht so. Ich stelle nur eine provokative Frage, um Ihre Aufmerksamkeit in all den Hypes und Meldungen zu gewinnen, um Sie zu locken, einzuladen, zu bitten, mit mir einige Überlegungen anzustellen.

Meine eigentliche Frage ist viel wohlwollender gemeint: Haben Sie, habe ich im Vielen, das täglich, ja stündlich uns buchstäblich «in die Augen stechen», unsere Aufmerksamkeit erzwingen will, das Wichtigste und Kostbarste übersehen?

Die Frage zielt auf unser «Sehen» ab. Entspricht das, was wir «sehen» (denken, uns vorstellen, wahrzunehmen oder zu wissen glauben) der ganzen Wirklichkeit? Oder könnte unsere Perspektive (Seh-Weise) beschränkt sein? Denken, reden und handeln wir – gerade im 21. Jh. – nicht immer wieder so, als sei unser Wissen das umfassende und darum auch absolut richtige?

Es könnte sein, dass das, was wir nicht «sehen», mindestens so interessant ist wie das, was wir sehen. Das, was wir tatsächlich sehen, ist mindestens im naturwissenschaftlichen Bereich faszinierend, Atem beraubend, denken wir nur an die Bilder und Informationen, die uns das James-Webb-Teleskop oder der Mars-Roboter vermitteln. Astrophysik ist nur ein Bereich unseres naturwissenschaftlichen «Sehens» (Erkennens). Es führt uns unweigerlich in ehrfürchtiges Staunen und lässt uns verstummen angesichts des schweigenden Universums.

Und doch: Könnte das, was wir nicht sehen, nicht noch eindrücklicher und umwerfender sein und uns klein und auch sprachlos werden lassen? Könnte das, was wir übersehen, nicht gerade der Schlüssel sein zum besseren Verständnis des Universums und von uns selber darin? Wenn ja: Wie können wir unsere blinden Flecken erkennen und unsere Blindheit überwinden? Wir brauchen Hilfe von aussen, denn es gehört zum Wesen der Blindheit, dass man sie nicht erkennt, weil man nicht sieht, was man nicht sieht. Blinde Menschen erkennen ihre Blindheit nur im Vergleich mit uns Sehenden. Ohne diesen Vergleich wäre Blindheit für blinde Menschen das Normale. Sie würden nichts sehen von der blendenden Schönheit einer unberührten Schneelandschaft oder  dem ergreifenden Farbenspiel  einer hinter dem Horizont versinkenden Abendsonne. Sie würden die sich ausbreitende Abendkühle spüren, aber die Farben würden sie nur als Übergang von hell zu dunkel wahrnehmen.

Nochmals: Wie können wir das sehen lernen, was wir nicht sehen? – Das muss uns von aussen gezeigt, beschrieben werden. Wir brauchen Offenbarung. Wer aber offenbart uns, was wir übersehen? Der, der ausserhalb unserer (materiellen) Wirklichkeit existiert: Gott. ER ist Anfang und Ende aller Wirklichkeit. Er durchdringt unsere Wirklichkeit, aber er ist nicht Teil von ihr.

Deshalb können wir Gott auch nicht sehen, weil wir in unserer materiellen Wirklichkeit (und Zeitlichkeit) gefangen sind. Wenn wir Gott erkennen wollen, muss er sich uns zeigen, sich uns zu erkennen geben, uns begegnen. Das geschieht einerseits durch die grundlegenden Texte der Bibel, die uns zeigen, wer Gott ist, was ER gesprochen und getan hat, tut und tun wird, und andererseits durch den Heiligen Geist, der unsere «Blindheit» heilen will, indem er uns die inneren Augen dafür öffnet, dass die Bibel die Wahrheit sagt, wenn sie uns Gott als einen liebenden Vater vor Augen malt.

Und wir? Können wir etwas beitragen zur Heilung von dieser Gottes-Blindheit? Ja, etwas ganz Bescheidenes, aber höchst Entscheidendes: Jesus lehrt schon am Anfang seines Wirkens vor 2000 Jahren, dass wir Busse tun, umkehren und an das Evangelium glauben sollen. Busse tun heisst, dass wir Gott als Schöpfer und «Besitzer» unserer Erde und von uns selbst nicht länger ignorieren und unsere Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung nicht länger leben sollen. Umkehren bedeutet, uns abzuwenden von all den Fake-News über Gott und Bibel, die weitherum verbreitet werden, und uns vertrauensvoll IHM und Berichten seiner Zeugen zuwenden sollen. An das Evangelium glauben beinhaltet, die grundlegenden Texte der Bibel (besonders die Augenzeugenberichte, z.B. das Johannes-Evangelium) vertrauensvoll zu lesen und zu befolgen. Darauf stehen unzählige Segensverheissungen und die Zusage des Ewigen Lebens in Gottes Gegenwart.

Erlauben Sie mir, hier noch ein ungeschminktes Wort aus der Offenbarung von Johannes anzufügen, das die Dringlichkeit dieser Umkehr aufzeigt:

«Du sagst: ‘Ich bin reich und habe alles im Überfluss, es fehlt mir an nichts’, und dabei merkst du nicht, in was für einem jämmerlichen und erbärmlichen Zustand du bist – arm, blind, und nackt. Ich rate dir: Kaufe bei mir Gold, das im Feuer geläutert wurde, damit du reich wirst, und weisse Kleider, damit du etwas anzuziehen hast und nicht nackt dastehen und dich schämen musst. Kaufe auch Salbe und streiche sie dir auf die Augen, damit du wieder sehen kannst. So mache ich es mit allen, die ich liebe: Ich decke auf, was bei ihnen verkehrt ist, und weise sie zurecht. Darum mach Schluss mit deiner Gleichgültigkeit und kehre um! Merkst du nicht, dass ich vor der Tür stehe und anklopfe? Wer meine Stimme hört und mir öffnet, zu dem werde ich hineingehen, und wir werden miteinander essen – ich mit ihm und er mit mir.»

                                                            (Offenbarung 3,17 – 20, Neue Genfer Übersetzung)

Bitte beachten Sie, dass dieser Text sich an die christliche Gemeinde in Sardes, einer damals blühenden, reichen Stadt in Kleinasien (heutige Türkei), richtet. Aber der Text gilt nicht nur für Christen, sondern mindestens so für Nichtchristen: Jesus – der Weltenherrscher und Weltenrichter steht an der Tür Ihres Lebens und bittet um Einlass. Wenn wir IHM öffnen, wird ER eintreten und mit uns enge Gemeinschaft («essen») haben. In der persönlichen Gemeinschaft mit IHM werden wir IHN erkennen («sehen») und lieben lernen. ER wird unsere Herzenstüre nicht einrennen. Die Tür öffnen wir, indem wir bspw. beten: «Ja, Jesus, tritt bei mir ein. Ich will dich kennen und unter deiner Führung leben lernen. Danke, dass du mir meine Sünde der Undankbarkeit und der Unachtsamkeit dir gegenüber vergibst. Ich will Gemeinschaft haben mit dir. Leite und verändere du mich. Sei du mein Herr!»

Ich habe mich entschieden, die Türe für Jesus weit zu öffnen.  Und Sie?

Hansjörg Baldinger

 

«Permanentes P.S.»:

Natürlich würde es mich freuen, wenn Sie einen Gottesdienst der FeG, der Landeskirche oder eine Messe besuchen würden, aber darum geht es nicht primär, sondern darum, dass Sie Jesus begegnen und ER Ihnen.

 

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