Erinnert Sie dieser Titel an etwas?  Vielleicht an den kirchlichen Unterricht oder an eine Predigt in einem Pflicht-Gottesdienst als Konfirmandin oder in einer Messe als Firmling?

Wie immer auch. Kein Problem. Es ist der Anfang eines Jesus-Zitates (Johannes 15,7). Jesus hat in einem Lehrblock seinen Zuhörern Folgendes gesagt: «Wenn ihr in mir bleibt, und meine Worte in euch bleiben…». In Jesus bleiben, was soll denn das? Wie kann man «in» einer Person bleiben? In ihm bleiben bedeutet, eins sein mit ihm. Oder moderner, psychologisch ausgedrückt: Meine Identität in Jesus haben. Dann weiss ich, wer ich bin in den Augen von Jesus und ich habe eine Vorstellung von dem, wer Jesus ist. Also: Wer in Jesus bleibt, verbindet sich ganz eng mit Jesus.

Wie kann das denn geschehen? Jesus doppelt nach und sagt: «…und meine Worte in euch bleiben, …».  Damit meint Jesus, dass sein Wort, seine Botschaft, seine Lehre in einem Menschen «wohnt», wenn dieser sie vertrauensvoll aufnimmt, sich die Worte von Jesus buchstäblich «zu Herzen nimmt».

Das geschieht aktiv. Ein Mensch nimmt sich die Worte von Jesus ins Herz. Das bedeutet, dass er für einmal allen Schutt von Vor-Urteilen und Fake-News über Bibel und Jesus und alle Skandale seines Bodenpersonals beiseitelässt und sich voll Vertrauen dem annähert, was Jesus gelehrt hat. Was Jesus gelehrt und getan hat, können wir letztlich nur durch die Bibel erfahren. Sich der Botschaft von Jesus annähern bedeutet, selber (!) die Texte der Evangelien lesen und darüber nachdenken, sie nicht a priori skeptisch hinterfragen, sondern zunächst einmal unvoreingenommen lesen, was dasteht, so als wäre das alles allein für mich hier und jetzt geschrieben worden, als würde Jesus selber zu mir sprechen.

«Wenn ihr in mir bleibt, und meine Worte in euch bleiben», ja, was dann? «Dann werdet ihr tatsächlich meine Jünger sein.» Jünger?? Möchten Sie gerne Jünger oder Jüngerin sein? Eine Jüngerin von Jesus ist eine Anhängerin von Jesus, eine, die Jesus anhängt wie ein Kind, das seinem Vater voll vertraut und ihn mit seinen kleinen Armen umschlingt. Ein Anhänger sucht den engen geistig-emotionalen Kontakt zum Lehrer. Gerät man da nicht in Abhängigkeit vom Lehrer? Ja, sicher, das ist so. Aber die Gefahr einer Abhängigkeit besteht nur bei menschlichen Gurus, in einzelnen Fällen leider auch bei Gottes menschlichen Repräsentanten. Ein menschlicher Guru baut seine Anhängerschaft gerade auf solcher Abhängigkeit auf. Bei Jesus, wie er sich uns in der Bibel und durch den Heiligen Geist zeigt, besteht diese Gefahr nie. Im Gegenteil, Jesus hat seine Lehre nie den Erwartungen seiner Zuhörer angepasst. 

Ein Jünger, eine Anhängerin von Jesus sein erfordert Lernbereitschaft. Eine Lernbereitschaft, in der nicht ich das Sagen habe, sondern in der ich Jesus das Reden zu mir erlaube. Als Lernbereite(r) versuche ich mich mit Haut und Haar seinem Einfluss auszusetzen. Ich suche ihn mit allen Mitteln. Seine Person, sein Wort darf und soll mich beeinflussen und lenken, korrigieren und ermutigen. Das kann gefahrlos geschehen, weil Jesus durch seinen Tod am Kreuz zu 100% als manipulationsfrei «zertifiziert» ist. Er hat sein Leben für mich, für Sie gegeben, auf Vorschuss, mit dem Risiko, dass wir das ignorieren.

Was gewinne ich, wenn ich mich so an Jesus «hänge» und ihm die Souveränität über mein Leben anvertraue? Zunächst opfere ich meine Autonomie (Selbstbestimmung) und gewinne die Wahrheit.«… und ihr werdet die Wahrheit erkennen.» Ich erkenne: Jesus ist die Wahrheit. Leider fehlt uns der Raum, diese Behauptung im Detail zu belegen. Aber so viel sei gesagt: Ich gewinne die Wahrheit über Gott, dass und wie er ist, über seine Heiligkeit und Allmacht – und über seine Liebe zu mir und zu Ihnen. Und ich gewinne die Wahrheit über mich selber, darüber wer ich in den Augen Gottes bin: Ein verletzter, Schuld beladener («sündiger») Mensch, einer der trotz Versagen und Fehlverhalten mit dem «Anfänger und Vollender» des Universums in einer engen Liebesbeziehung leben darf. Das gibt tiefe Geborgenheit über den Tod hinaus in einer turbulenten Welt. Ist es nicht das, was wir alle bewusst oder unbewusst suchen?

Zu schön, um wahr zu sein?  Nein!

In dieser gegenseitigen Liebe erkenne ich, dass das Wort von Jesus wahr ist, alles überragende Autorität hat und umfassendste Wirklichkeit ist und dass alles so ist, wie Jesus sagt. Und genau diese Wahrheit über Gott und mich setzt mich frei. Dassagt Jesus zu, wenn er fortfährt:  «… und die Wahrheit wird euch frei machen!». Frei vom Fluch, schöner, fähiger, intelligenter, schlanker, leistungsfähiger, liebenswerter sein zu wollen, eine bessere Welt schaffen zu müssen, frei vom Fluch der eigenen Leistung. Frei auch anderen Gutes zu tun, ohne Gewinn für mich oder Vorleistung von ihnen. Diese Wahrheit hilft mir, andere zu lieben wie mich selbst. Diese Freiheit wird nicht einfach automatisch übergestülpt, sondern sie ist ein lebenslanger Prozess auf der Basis, dass Jesus mich am Kreuz vor ihm, vor anderen und v.a. vor mir selber schon rehabilitiert hat.

Wie kann ich in diesen Prozess kommen? Indem ich die Bibel vertrauensvoll lese und «be-herzige».  Und indem ich mich Menschen, quasi einer Selbsthilfegruppe, anschliesse, die auch in diesem Prozess unterwegs sind. Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass dieser Weg gleichzeitig mit Freuden, aber auch mit Leiden verbunden ist. Jesus ist keine Wünschelrute, die mir alle Wünsche erfüllt und alle Probleme aus dem Weg räumt. Er möchte Herr, Ermutiger, Freund und Coach an meiner Seite sein, der mich mit Ausdauer zum Ziel leiten und begleiten will: In die Herrlichkeit seiner unmittelbaren Gegenwart.

Wollen wir uns das wirklich durch Vor-Urteile und Fake-News vermiesen lassen? Den Entschluss, diesen Prozess zu wagen, ist allein meine persönliche Verantwortung, niemand kann mich dazu zwingen («bekehren»!!) und niemand kann mich davon abhalten. Es sei denn, dass ich selber den Vor-Urteilen und medialen Fake-News über Jesus mehr Glauben schenke als den Augenzeugen, die unabhängig voneinander Leben, Lehre und Wunder von Jesus beschrieben haben. Sie sind diesem Jesus teilweise unter Lebensgefahr nachgefolgt und bezeugen uns bis heute, die Echtheit dieses Jesus-Wortes:

«WENN IHR IN MIR BLEIBT, UND MEINE WORTE IN EUCH BLEIBEN, SO WERDET IHR WIRKLICH MEINE JÜNGER SEIN, UND IHR WERDET DIE WAHRHEIT ERKENNEN, UND DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN.»

P.S.  Bitte beachten Sie, dass ich zwei Worte von Jesus kombiniert habe, indem ich zwei Zitate zu einem verflochten habe: Johannes 8, 31+32 und Johannes 15,7. Ein durchaus erlaubtes Vorgehen, weil die «Message» dadurch nur noch deutlicher wird.

Hansjörg Baldinger

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