Diese Pandemie, meine ich. Wenn man bald wieder zur Tagesordnung übergehen könnte; einfach so – wie früher.

Ja, wenn wirklich alles bald vorbei wäre, was wäre dann?

Es wäre nicht mehr wie vorher. Das ist uns allen klar. – Dann käme die Zeit des Aufarbeitens, das Streiten um die entstandene Schuldenlast, um Vergütungen an Benachteiligte, darum, was man hätte besser machen sollen. Aus der Rückschau werden dann viele schon immer gewusst haben, was man wann wie hätte machen müssen. Es wird gegenseitige Schuldzuweisung geben. Dabei haben unsere «Oberen» nach bestem Wissen und Gewissen in ebenso dramatischen wie komplexen Situationen einen Weg gesucht. Und sie haben es wirklich nicht schlecht gemacht.

All das Unschöne, das «danach» noch auf uns zukommen wird, hat eine viel tiefere Ursache. Auch wenn die medizinische Bedrohung auf ein alltägliches Mass zurückgegangen sein wird, werden «Demokratie verteidigende» Impfgegner und «Freiheit bedrohende» Impfbefürworter nicht über Nacht zu Freunden werden. Die Spaltung geht tief. Sie war schon vor der Pandemie da. Die Gegensätze sind vielfältig.

All das Unschöne, das «danach» noch auf uns zukommen wird, hat eine viel tiefere Ursache. Auch wenn die medizinische Bedrohung auf ein alltägliches Mass zurückgegangen sein wird, werden «Demokratie verteidigende» Impfgegner und «Freiheit bedrohende» Impfbefürworter nicht über Nacht zu Freunden werden. Die Spaltung geht tief. Sie war schon vor der Pandemie da. Die Gegensätze sind vielfältig.

Aber warum werden die Meinungsverschiedenheiten so heftig ausgetragen?

C.S. Lewis, der berühmte englische Literatur-Professor und Schriftsteller schrieb einmal sinngemäss: Wer das Absolute (Gott) abschafft, setzt sich bald selber absolut. – Heute denken viele, dass es keine absolute Wahrheit gebe, Wahrheit sei immer relativ. Der Verlust einer letztlich für alle gültigen Wahrheit führt zum Verlust von Autorität und Konsens in einer Gesellschaft. Folge davon ist der Zerfall der Gesellschaft in entgegengesetzte Überzeugungsgruppierungen, die sich mit missionarischer Heftigkeit bekämpfen.

Was könnten wir aus dieser Pandemie lernen?

Ist das Virus den Zauberlehrlingen im Labor in Wuhan zufällig oder gezielt entwichen oder ist diese Pandemie eine «Strafe Gottes»? Das Erste werden wir wohl nie mit Sicherheit wissen, das Zweite sollte theologisch so nicht postuliert werden. Aber die Frage sei erlaubt, ob und was Gott uns an diesen Ereignissen vor Augen führen möchte?

Der erste naheliegende Schluss ist, dass die Pandemie nicht das eigentliche Problem, sondern bloss Katalysator einer tieferen Krise ist.

Die Krise könnte so beschrieben werden: Wir haben «es» nicht im Griff. «Es» meint nicht nur die Pandemie, sondern die Fragen von «richtig» und «falsch» in den vielen Spannungsfeldern, die Frage nach dem, was wir beeinflussen können und was nicht. Wir haben viel«es» nicht im Griff. Sollten wir uns das nicht eingestehen? Wenn wir das akzeptieren, kann uns das teilweise schützen vor der Verabsolutierung unserer eigenen Ansichten und vor der Heftigkeit unserer Meinungsäusserung. Wir wären zurückhaltender mit unserer Kritik. Wir wären uns unserer Grenzen viel mehr bewusst. Wir wären bescheidener.

Was hat das mit Gott zu tun?

Sehr viel. Jesus sagt: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als durch mich.» (Johannes Evangelium 14, 6). Jesus stellt dem relativen Wahrheitsbegriff unserer Zeit seinen absoluten Wahrheitsanspruch entgegen: Jesus ist die Wahrheit. Er sagt nicht: Ich zeige euch den Weg und lehre euch die Wahrheit, sondern: Ich bin der Weg und die Wahrheit. Das heisst, Leben und Wirken von Jesus sind letzte Autorität über Nationen, Rassen, Individuen und Überzeugungen. Seine Wunder bestätigen die göttliche Autorität seiner einmaligen Lehre. Seine Auferstehung bestätigt seine Herrschaft bis in alle Ewigkeit. Wenn wir diese Realität anerkennen und hier und jetzt in eine persönlichen Glaubensbeziehung mit Jesus treten, werden zwar nicht alle Spannungen im Handumdrehen vom Tisch, nicht alle Fragen beantwortet sein, aber die persönliche Ausrichtung auf diese «Wahrheit-Person» wird uns in Schranken weisen und uns selber verändern. Das Auseinanderdriften unserer Gesellschaft und das «Verloren sein» (Orientierungslosigkeit) des Individuums könnte massiv gebremst werden. Wir brauchen diese uns übergeordnete absolute Autorität unbedingt, weil nur sie uns voreinander schützen und sogar einen kann. Jesus sagt auch: «Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen.» (Matthäus 24,35).

So wird es sein.

Hansjörg Baldinger

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