Nein, ich meine nicht den kleinen, aber feinen christlichen Buchladen beim alten Bahnhof bei uns in Laupen. Der wäre einen eigenen Blog wert, denn: lang nicht jedes kleine „Stedtli“ hat so etwas vorzuzeigen…

©Lukas Graber, Ukraine, Sommer 2007, handgefertigt, ohne Eisen

Nein heute geht es um den Schlussstein in alten gemauerten Brücken oder Gewölben aus der Zeit vor den Eisenbetonkonstruktionen. Eckstein oder Schlussstein heisst der Stein, der als letzter in ein Gewölbe eingesetzt wird, bevor das Baugerüst entfernt wird. Er verhindert, dass die Brücke oder das Gewölbe einstürzen.

Der Eckstein als Metapher (Sinnbild) wird in der Bibel gleich an mehreren Stellen erwähnt, z.B. im Plädoyer von Petrus vor dem jüdischen theologischen Rat in Jerusalem. Dieser „Hohe Rat“ hatte Petrus und Johannes verhaften lassen, zwei Männer aus dem engsten Kreis um Jesus, die nach dessen Tod und Auferstehung zu den Hauptleitern der jungen christlichen Kirche gehörten. Ihre „Straftat“ bestand darin, dass sie einen ca. 40 Jahre alten, von Geburt an gelähmten Mann durch Gebet geheilt hatten. Diese Heilung muss stattgefunden haben, denn sonst hätte dieses Schnellgerichtsverfahren gar nicht stattgefunden.

Auf die Frage der gelehrten Ratsherren, in welcher Autorität, in wessen Vollmacht Petrus und Johannes diesen Mann geheilt hätten, fasst Petrus, der ehemalige Fischer vom See Genezareth, schlicht die Fakten vom Geschehen um Jesus zusammen, das sich nur wenige Monate zuvor zugetragen hatte. Dabei macht er u.a. folgende Aussage:

„Es geschah im Namen von Jesus Christus aus Nazareth, den ihr habt kreuzigen lassen und den Gott von den Toten auferweckt hat. Seine Kraft hat bewirkt, dass dieser Mann hier gesund vor euch steht. Jesus Christus ist der Stein, den ihr, die Bauleute, voller Verachtung beiseitegeschoben habt und der zum Eckstein geworden ist. Bei niemand anderem ist Rettung zu finden; unter dem ganzen Himmel ist den Menschen kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden können.“ (Bericht über die Taten der Apostel („Apostelgeschichte“) 4, 10-12*).

Was der ungebildete Petrus vor diesem Gremium von sich gibt, ist eine unglaubliche Provokation, die dem damaligen jüdischen Mainstreamdenken total widersprach. Die Entrüstung der Mächtigen, die in religiösen und gesellschaftlichen Fragen das Sagen hatten, muss gewaltig gewesen sein, aber sie mussten die beiden Männer freilassen, weil die Fakten unwiderlegbar waren: Die Menschen in der Stadt kannten den gelähmten Mann und konnten mit eigenen Augen sehen, dass er nun geheilt war.

Die Mitglieder des Hohen Rates sind unsanft auf den Eckstein Jesus Christus aufgeprallt, den sie als „erledigt“ glaubten. Die Autorität von Jesus hat ihnen im schlichten Gebet und Zeugnis dieser beiden einfachen Männer einen Strich durch ihre Rechnung (Strategie) gemacht.

Was Petrus sagte, gilt heute noch genau so wie damals vor bald 2000 Jahren. Ich bin mir bewusst, dass die Provokation heute im aufgeklärten Europa unvermindert da ist. Wir können das Geschehen um Jesus aus unserem Denken eliminieren, in den Rahmen persönlicher Frömmigkeit verbannen, es damit aber nicht ungeschehen machen. Wir können die christlichen Werte, die Freiheit und Ordnung brachten und die Basis für Europas Erfolg bilden, umdeuten, wahr als unwahr deklarieren, eine neue Gesellschaftsordnung ohne Gott aufbauen wollen. In diesem Prozess stehen wir heute mitten drin und es ist jetzt schon abzusehen, dass wir unweigerlich in der einen oder andern Form an diesem Eckstein Jesus scheitern werden. Das haben die beiden prägenden Gesellschaftsentwürfe des 20. Jahrhunderts (Marxismus, Nationalsozialismus) überdeutlich gezeigt. Der Grund dafür ist einfach: Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in alle Ewigkeit. (Brief an die Hebräer, 13,8).

Das mutet alles so simpel an. In Realität sind darunter Generationen übergreifende Prozesse zu verstehen, wie z.B. die gezielte Dekonstruktion der christlich geprägten Ehe und (Gross-)Familie, die letztlich zur Entwurzelung des Individuums führen wird.

Langfristig werden nicht Covid-Patienten unsere Spitäler überbelegen, sondern die psychiatrischen Kliniken sind heute schon längst an ihren Kapazitätsgrenzen. Daran werden tiefe, innere Zusammenhänge fassbar, die im Skandieren verkürzter Gleichstellungs-Schlagworte völlig untergehen, aber trotzdem wirksam sind.

Noch aber ist nicht aller Tage Abend! Die Botschaft von Petrus beinhaltet eine grandiose Zusage: Im Namen von Jesus Christus ist „Rettung“, Hilfe, Bewahrung, Segen. Aber wir müssen erkennen, dass wir als Einzelne und als Nation „Rettung“ (Abhilfe von aussen) nötig haben und den Namen von Jesus ernsthaft anrufen sollen. Durch den Verlust der Mitte (Gott und sein Wort) wird unsere Gesellschaft immer widersprüchlicher werden, die gegensätzlichen Meinungen immer heftiger aufeinanderprallen, die Demokratien unregierbarer. Aber der Eckstein wird sich nicht ändern. Er ist Anker und Halt in einer innerlich zerfallenden Gesellschaft.

Hansjörg Baldinger

*Neue Genfer Übersetzung

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