Kennen Sie den Satz? Schon einmal gehört oder selber ausgesprochen?
Der Satz ist richtig und falsch zugleich.
Richtig ist, dass kein Mensch einen andern „bekehren“ kann. Gott sei Dank ist das so! Aber dass es in der Menschheitsgeschichte immer wieder zu „Bekehrungsversuchen“ gekommen ist und immer noch kommt, ist eine tragische Tatsache. Gerade die eben entdeckten und noch zu entdeckenden Kindermassengräber in Kanada sind ein erschütterndes Beispiel für die Aktualität dieses Phänomens. In Kanada scheinen sich Staat und Kirche in die traurige Verantwortung teilen zu müssen. Es sind auch sonst gar nicht immer nur die christlichen Kirchen, die Menschen „bekehren“, zum Umdenken zwingen wollten. Gerade im 20. Jh. haben innert nur 50 – 70 Jahren zwei atheistische Ideologien weltweit vermutlich einiges mehr an Todesopfern gefordert als die ganzen 2000 Jahre Kirchengeschichte zusammen. – Vermutlich sind wir uns alle einig, dass der Satz im Titel eigentlich heissen muss: „Du darfst mich nicht bekehren (wollen)!“
Falsch ist der Satz im Titel aber deswegen, weil er ein allgemein verbreitetes Missverständnis zum Ausdruck bringt: Christen, v.a. aus Freikirchen, wollen andere „bekehren“, „missionieren“. „Freikirchen müssen ja missionieren, um damit ihr Überleben zu sichern“, hört man oft. Solche Begriffe und Aussagen beruhen nicht nur auf Missverständnissen, sondern bringen – medial seit Jahrzehnten geschürte – Unterstellungen zum Ausdruck. Wie in allen Gruppierungen gibt es auch unter Christen schwarze Schafe, die Menschen aus Übereifer oder eigenen psychischen Defiziten „bearbeiten“, um sie auf „ihre Linie zu bringen“. Diese Tendenz, hat ihre Ursache nicht im christlichen Glauben, sondern ist ein grundlegender Wesenszug der Menschen, der in allen Weltreligionen und Ideologien immer wieder krass durchschlägt. Unsere moderne Welt ist voll ideologischer Manipulation. Wehe dem, der in irgendeinem Bereich zu deutlich die Mainstream-Meinung („political correctness“) in Frage zu stellen wagt!
Was aber meint Bekehrung im biblischen Sinn? Im heutigen Sprachgebrauch wird die Bedeutung dieses Wortes besser mit „Umkehr“ oder „Umdenken“ wiedergegeben. Jesus selber, die Evangelien und die Christen, die sich auf Jesus und Bibel berufen, rufen zu dieser Umkehr, zu diesem Umdenken auf. Das ist keine Manipulation, sondern schlichte Einladung. Christen laden alle Menschen dieser Erde, ungeachtet von Rasse, Geschlecht, sozialer Stellung etc. zur Umkehr unter die Leitung von Jesus Christus ein. Umkehr von einem Leben ohne Gott zu einem Leben mit Gott, zu einem Leben, in dem Gottes Wort und Wille erste Priorität haben. Das ist ein existenzieller Richtungswechsel. Wer seine persönliche Autonomie (selbstbestimmtes Leben) aufzugeben bereit ist und sich in die Abhängigkeit von Gott, wie er in der Bibel dargestellt wird, begibt, der „bekehrt“ sich. Vielleicht auf Einladung der Bibel selber oder eines Christen, einer Christin. Freiwillig. Eigenständig, aber unter Einwirkung des Heiligen Geistes, der nötig ist, um die Bibel und die Realität Gottes zu erkennen.
Christen sind nicht „bessere“ Menschen, aber sie sehnen sich danach, in der Gegenwart Gottes ihr Leben verändern zu lassen. Sie wissen, dass sie allein aus der Gnade und Barmherzigkeit von Jesus vor Gott bestehen können. Sie erkennen ihre Bedürftigkeit vor Gott und lassen es zu, dass Gottes Wort und der Heilige Geist ihr egoistisches Wesen in das Bild verändern, das Gott sich für uns Menschen wünscht. Sie vertrauen darauf, dass der Tod von Jesus am Kreuz ihre persönliche Schuld / Sünde nachhaltig entsorgt hat und sie nach dem Tod ewiges Leben in Gottes Gegenwart erwarten dürfen.
Diese Einladung zur Umkehr unter die Führung Gottes ist dringlich. Der Evangelist Markus fasst die Botschaft von Jesus kurz und bündig zusammen, wenn er Jesus zitiert:
„Die Zeit ist da. Gott ist uns ganz nahegekommen. Kehrt um und glaubt dieser guten Botschaft!“(Markus 1, 14) *
Umkehr ist die ureigenste Botschaft der christlichen Kirchen und Gemeinden überall auf der Welt, durch alle 2000 Jahre seit Jesus. Diese Botschaft stellt vor eine Alternative: Ablehnung oder Annahme. Da gibt es keine Stellvertretung oder Manipulation. Diese Entscheidung trifft jede(r) für sich. Nicht Gott wird uns einst als „böser Polizist“ richten, sondern wir sind unsere eigenen Richter, je nachdem wie wir uns aus-„richten“. Oder wie der Evangelist Johannes (Jo. 3,16-19) es formuliert:
16 Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben.
17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht dazu in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.
18 Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.
19 Darin besteht das Gericht, dass das Licht [Jesus] in die Welt gekommen ist, die Menschen aber die Finsternis mehr geliebt haben als das Licht…“
Leben heisst wählen!
Hansjörg Baldinger
*zitiert auf Grund moderner deutscher Übersetzungen