lachen einige der herbeigelaufenen Zuschauer verächtlich. Andere wiederum staunen zutiefst verwirrt und versuchen zu verstehen, was da abgeht: Aus dem Haus, wo sich die Anhänger der „neuen Sekte“ um Jesus eingefunden haben, kommt grosser Lärm. Die dort Versammelten beten laut durcheinander. Vor dem Haus läuft ein multikulti Haufen von Menschen aus dem ganzen Römischen Reich zusammen. Die Herbeigelaufenen hören voll Erstaunen, wie diese ungelehrten Menschen im Haus drin in je der eigenen Sprache der Zuschauer sprechen. Die Betenden reden von dem, was der lebendige Gott in der Geschichte der Menschen getan hat. „Das ist unmöglich“, sagen die Beobachter draussen vor dem Haus zu einander – und doch, ihre Ohren trügen nicht. Die im Haus drin berichten eindeutig auf Lateinisch, Aramäisch, Irakisch, Iranisch, Aegyptisch, Libysch, Kretisch, Griechisch und Arabisch von Gottes Wirken. Was soll denn das? –

Jerusalem – in den frühen 30er Jahren unserer Zeitrechnung. Vermutlich Tausende von jüdischen Gästen aus dem ganzen römischen Reich haben sich zum grossen Erntefest in Jerusalem eingefunden. Die Stadt ist überfüllt. Sie alle sprechen neben Aramäisch auch die Sprache ihrer Herkunftsgebiete.

Über 100 Anhänger von Jesus, seine engsten 12 Jünger, nicht wenige Frauen, darunter auch Maria, die Mutter von Jesus, und seine Brüder haben sich zum Gebet versammelt, als der Heilige Geist sich akustisch wie ein starker Wind und optisch als Feuerflämmchen auf die Versammelten im Haus drin niederlässt und diese in übernatürlicher Freude Gott anbeten lässt.

Sie sind nicht in Ekstase, wie sie in religiösen Stammesfeiern auftritt, leiden auch nicht unter Verlust der Selbstkontrolle wie Alkoholisierte, sondern der Heilige Geist hat sie mit unaussprechlicher Freude erfüllt und befähigt, Gott in einer ihnen selbst unbekannten Sprache anzubeten. Als dieses Wirken des Heiligen Geistes zu Ende geht, sind die betroffenen Menschen nicht erschöpft und haben auch keinen brummenden, sondern einen sehr klaren Kopf, denn sogleich tritt jetzt Petrus, eben in der Kraft dieses Heiligen Geistes, vor die teils ratlose, teils spottende Menge vor dem Gebäude und erklärt ihr das Geschehen in einer spontanen Rede.

Ähnlich dramatische Erfahrungen mit der Gegenwart des Heiligen Geistes haben ganze Gruppen und Einzelmenschen seither durch alle Jahrhunderte hindurch bis auf den heutigen Tag gemacht. Zum Beispiel der berühmte französische Universalgelehrte Blaise Pascal (vgl. Fragment 913, Le Mémorial) oder der englische Prediger John Wesley. Das bedeutet aber nicht, dass man das Wirken des Heiligen Geistes nur auf diese Weise erfahren könnte oder sogar müsste. Sicher aber ist Eines: Die Bibel macht uns eindrückliche Zusagen, wonach Gott uns den Heiligen Geist sehr gerne schenkt, wenn wir ernsthaft darum bitten. Wenn wir Gott, wie ihn die Bibel uns wunderbar beschreibt, von ganzem Herzen suchen, uns IHM unterstellen, können wir davon ausgehen, dass der Heilige Geist in uns kommen wird. Viele von uns werden nach einem Gebet um den Heiligen Geist nichts Besonderes merken, aber vielleicht auf einmal beobachten, dass ein biblischer Text mitten in eine persönliche Situation hineinspricht, hier und jetzt. Ein solcher Moment ist ein deutliches Anzeichen dafür, dass der Heilige Geist bei uns am Wirken ist. Oder es wächst in uns die Sehnsucht, dem lebendigen Gott zu begegnen, bei IHM Annahme und Geborgenheit zu finden. Oder jemand erkennt die Abgründe seines eigenen Herzens, das Negative in seinen Gedanken oder Emotionen.

Der Heilige Geist schenkt den Menschen, die IHN in ihr Leben einladen, auch „Gaben“, Begabungen, die der christlichen Gemeinde und darüber hinaus allen Menschen dienen sollen, z.B. die Fähigkeit zu leiten, biblische Grundwahrheiten zu lehren, prophetische Einsicht zu bekommen, andern Menschen das Evangelium zu erklären, für Kranke um Heilung zu beten, andern auf verschiedenste Arten praktisch zu dienen, den Willen Gottes in einer konkreten Situation zu erkennen, oder eben in einer anderen Sprache zu beten („Zungenrede“, Glossolalie) etc. Der Umgang mit solchen „Gaben des Heiligen Geistes“ erfordert Glauben, Demut, Sorgfalt, Lernbereitschaft und wachsende Erfahrung. Aber sie sind Geschenke Gottes an uns.-

Petrus nun schliesst seine Pfingstpredigt vor der erstaunten Menge in Jerusalem mit den Worten: „Kehrt um, …. und ein jeder von euch lasse sich auf den Namen von Jesus Christus taufen! Dann wird Gott eure Sünden vergeben, und ihr werdet seine Gabe, den Heiligen Geist, bekommen. Denn diese Zusage gilt euch und euren Nachkommen und darüber hinaus allen Menschen auch in den entferntesten Ländern…“  *

Also auch uns heute hier in Laupen.

Hansjörg Baldinger

* Lesen Sie jetzt Apostelgeschichte 2, 14-41

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